Die Probleme im Nacken- und Schulterbereich waren für Magdalena Lobnig nicht neu. Schon im Winter hatte die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin mit starken, wiederkehrenden Schmerzen zu kämpfen, die schlussendlich in einen extremen Hexenschuss im Hals gipfelten. „Mit viel Physiotherapie und Massagen konnten wir das jedoch immer wieder gut wegtherapieren.“ Und es waren vor allem die kleinen Bewegungen, die der Heeressportlerin große Probleme bereiteten. „Wenn ich zum Beispiel den Helm zum Radfahren aufgesetzt habe.“
Was anfangs nur ein Verdacht war, bestätigte sich nach weiteren Untersuchungen in Kärnten: schwerer Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule auf Höhe C5/C6. Im ersten Moment war die Diagnose ein Schock. Aber: Lobnig hatte „Glück im Unglück“, weil sich die Symptome „für die Größe in Grenzen halten“. Dass Nackenschmerzen und ein Kribbeln im Arm für eine Spitzensportlerin dreieinhalb Monate vor dem Saison-Höhepunkt suboptimal sind, versteht sich von selbst. Dass bei den Untersuchungen auch noch ein Impingement-Syndrom in der Schulter festgestellt wurde, macht es nicht besser.
„Darunter leidet auch die Regeneration“
Vor allem aber ist es die Ungewissheit, die Lobnig quält. „Ich wache in der Nacht drei Mal auf und schaue, ob meine Finger und Füße noch funktionieren.“ Überhaupt ist das Schlafen schwierig, weil auch nur in gewissen Positionen möglich. „Normalerweise schlafe ich immer auf der linken Seite ein, aber das ist aktuell nicht möglich. Darunter leidet auch die Regeneration“, berichtet die Völkermarkterin, die auch in Sachen Training in nächster Zeit kürzertreten muss. „Aktuell darf ich nur Unterkörper trainieren und ein bisschen Oberkörper“, war die Empfehlung der Neurochirurgie in den nächsten Tagen und Wochen möglichst wenig zu machen. „Im Moment ist es alles andere als einfach, aber als Spitzensportlerin bin ich es gewöhnt, mich an neue Situationen anzupassen. Wir haben die Trainingsmethoden umgestellt und Technogym hat mir eine Maschine geliefert, mit der ich die Beine ohne Belastung der Halswirbelsäule trainieren kann.“
Wann Lobnig ins Boot zurückkehrt, ist derzeit offen. Aktuell bekam sie von den Ärzt:innen eine sechswöchige Wettkampfpause verordnet. Damit steht der Traum vom olympischen Sister-Act mit Schwester Katharina im Doppelzweier vor dem Aus. Auch weil sich der W2x erst noch qualifizieren muss, die Restquoten-Regatta bereits Mitte Mai in Luzern gefahren wird. „Es wird ganz schwer, dass wir das noch auf Schiene bringen, und es tut mir vor allem für meine Schwester leid, die alles aufgegeben und viel geopfert hat. Aber es hat einen medizinischen Grund und am Ende geht es – Olympia hin oder her – darum, dass keine gröberen Schäden zurückbleiben.“
Verläuft alles nach Plan, will das ÖRV-Aushängeschild in Paris im Einer an den Start gehen. „Ich möchte unbedingt die Olympia-Regatta fahren und dort meine Leistung bringen. Danke an mein Umfeld und das gesamte Ärzt:innen-Team, die alles versuchen, um mich für die Spiele fit zu bekommen. Ich bleibe positiv, dass wir das hinbekommen.“ Schwester Katharina bereitet sich derweil dual vor, möchte sich für die Coastal-Europameisterschaften im Juni in Gdansk (POL) qualifizieren und als Boot Lobnig/Lobnig im September zumindest die Coastal-WM in Genua (ITA) gemeinsam rudern. Und vielleicht ist der gemeinsame Olympia-Start nur aufgeschoben, denn in Los Angeles 2028 ist Coastal Rowing erstmals im Programm.