Es war eine einvernehmliche Auflösung des Vertrages. „Der Verein wollte das auch und damit ist keiner jemandem was schuldig.“ Darauf legt Rene Poms wert. Der Trainer und der DSV Leoben haben sich kurz nach dem Aus im Cup gegen Rapid Wien getrennt. Poms wollte nicht mehr. Er konnte nicht mehr.
Immer wieder rieb er sich an Obmann Mario Bichler. Der Ton und der Umgang brachten Poms zu dem Entschluss, zu gehen. In der Pause des Cup-Halbfinales habe Bichler von der Tribüne gerufen: „Jetzt schmeiß‘ ich die Sau raus.“ Der Tropfen, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht hatte. „Wir sind alle Menschen und haben Gefühle. Es ist schwierig so etwas zu verarbeiten und die Spieler zu motivieren, dass sie Leistung bringen.“
Doch nahm nicht nur der Trainer den Hut. Auch der Sportdirektor Christoph Freitag, der Co-Trainer, der Videoanalyst sowie der Torwarttrainer haben sich verabschiedet. In einem Posting hat der DSV diese Entscheidungen auch Poms angelastet. „Sie bringen es so, dass ich quasi die Leute motiviert hätte, mit mir zu gehen. Aber Fakt ist: Ich musste niemanden motivieren, sie haben ihn satt. So wie er die Leute behandelt, so wie er mit den Leuten umgeht – keiner will mehr für diesen Verein arbeiten.“
Er ist Bichler. „Es geht darum, wie er mit den Menschen umgeht. Du willst als Mensch gut behandelt werden.“ Poms übernahm im August die Leobener, erreichte respektable Ergebnisse in der Liga und im Cup. „Ich hatte das Ziel, mit dem DSV, der mein Herzensverein ist, in die Bundesliga aufzusteigen. Aber Dinge passieren Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und irgendwann ist das Ziel, das du erreichen möchtest, nicht mehr kompatibel mit dem, was tagtäglich stattfindet. Das habe nicht nur ich gesehen, sondern die ganzen Mitarbeiter. So hat jeder für sich seine Entscheidung getroffen.“
Es mangelte auch an der Wertschätzung für das Erreichte. Es ging etwa nicht darum, was bis zum Cup-Halbfinale gewonnen wurde, sondern nur, was verloren wurde. Bichler habe unterstellt, Poms hätte Titel verloren. „In Wahrheit bin ich der größte Loser-Trainer, weil ich zwei Titel verspielt habe“, sagt Poms ironisch.
Er konnte die Stimme nicht ignorieren, sich ihr gegenüber taub stellen. „Wenn man tagtäglich mit so einem Menschen zusammenarbeiten muss, gibt dir das irgendwann zu denken.“ Ob er mit jemanden über diese Belastung gesprochen hat? „Natürlich. Da brauchst du ja schon fast eine psychologische Betreuung.“ Doch die engen Bande zwischen ihm, dem sportlichen Leiter und der Mannschaft haben ihn getragen und vieles abprallen lassen. Aber eben nicht alles. „Wir haben uns gegenseitig immer aufgerichtet. Es war schon fast: Wir gegen den Rest. Uns hat das zusammengeschweißt, aber natürlich ist es in der Gesamtkonstellation schwierig, Ziele zu erreichen.“ Irgendwann ist es einfach zu viel. „Das ist jetzt passiert.“
Zur Rückkehr von Carsten Jancker will er nichts sagen. „Das steht mir nicht zu und ich will es auch nicht bewerten.“ Das Erreichte hat aber auch positive Spuren hinterlassen. Er habe sich schon oft von einem Verein getrennt, aber so emotional war es noch nie. „Es waren Tränen ohne Ende und so eine geile Mannschaft habe ich noch nie trainiert. Ich bin den Spielern und meinem Stab zu Dank verpflichtet. Das, was wir erlebt und aufgebaut haben, war Wahnsinn. Aber der Verein hat es geschafft, das in kürzester Zeit irgendwie kaputtzumachen.“
Hier lesen Sie die Stellungnahme des Vereins: