Deutschlands Fußball-Nationalteam hat beim Start ins Heim-EM-Jahr ein kräftiges Lebenszeichen abgegeben. Nach drei sieglosen Länderspielen im Herbst 2023, darunter ein 0:2 in Wien gegen Österreich, gewann die DFB-Auswahl in Lyon gegen Frankreich mit 2:0 (1:0). Dem 20-jährigen Florian Wirtz gelang dabei in der achten Sekunde der schnellste Treffer in der deutschen Verbandsgeschichte und das nur wenige Stunden nach Christoph Baumgartners Weltrekordtor in Bratislava.
Der Leipzig-Legionär hatte mit seinem Treffer beim 2:0-Sieg der ÖFB-Truppe in der Slowakei schon in der siebenten Sekunde getroffen und damit eine neue Bestmarke aufgestellt. Möglicherweise inspiriert davon spielte Rückkehrer Toni Kroos den Ball in der Groupama Arena nach dem Anstoß schnell hoch auf Wirtz, der im Zentrum viel Platz hatte, auf den Sechzehner zulief und aus fast 20 Metern via Unterkante der Latte traf. Der Leverkusen-Akteur stellte den bisherigen deutschen Rekord von Lukas Podolski, der am 29. Mai 2013 in Miami beim 4:2 gegen Ecuador nach neun Sekunden getroffen hatte, in den Schatten.
Der Vize-Weltmeister fand nach dem verschlafenen Beginn erst nach einer Viertelstunde in die Partie, übernahm das Kommando und erzeugte viel Druck. Ein Thuram-Linksschuss ging drüber (20.), Kylian Mbappe verfehlte das Tor aus 13 Metern (22.), genauso wie Adrien Rabiot vom Fünfer (35.). Zwei Minuten später hatten die Deutschen etwas Glück, dass ein vermeintliches Foul von Jonathan Tah an Marcus Thuram im Strafraum ungeahndet blieb.
Den Deutschen gelang auch nach Wiederbeginn ein Blitzstart. Wirtz bediente Jamal Musiala mit einem weiten Pass. Der Bayern-Profi zog an Goalie Brice Samba vorbei und spielte zurück auf Kai Havertz, der wenig Mühe hatte, aus sechs Metern zu vollenden (49.). Ousmane Dembele hätte für Österreichs EM-Gruppengegner den Anschlusstreffer machen können, zielte aber am langen Eck vorbei (55.). Sonst waren die Deutschen dem dritten Treffer näher.
Der für gewöhnlich als französischer Ersatztormann agierende Samba konnte sich bei einem Abschluss von Debütant Maximilian Mittelstädt (79.) genauso auszeichnen wie bei einer Doppelchance der „Joker“ Thomas Müller und Deniz Undav (81.). Auf der anderen Seite wurde es bei einem kuriosen Beinahe-Eigentor von Mittelstädt samt Klärungsaktion von Rüdiger via Latte (88.) noch einmal gefährlich, ein Treffer hätte aufgrund einer Abseitsstellung aber nicht gezählt. Für die Deutschen war es der erste Sieg in Frankreich seit mehr als elf Jahren.
Brasilien bezwang England
In einem weiteren Schlager kassierte England ohne den am Knöchel verletzten Bayern-Star Harry Kane gegen Brasilien eine 0:1-Niederlage. Den einzigen Treffer im Wembley Stadium erzielte mit Endrick ein 17-jähriger Wechselspieler in der 80. Minute. Der Stürmer jubelte über seinen Premierentreffer im Dress der „Selecao“, er wird nach dieser Saison von Palmeiras zum spanischen David-Alaba-Club Real Madrid wechseln. Für Brasiliens Neo-Teamchef Dorival Junior war es ein erfolgreicher Einstand und das trotz einiger verletzungsbedingter Ausfälle, wie jenem von Neymar, und fünf Debütanten in der Startelf. Bei den Engländern musste Kyle Walker nach weniger als 20 Minuten angeschlagen ausgewechselt werden.
Kein Erfolgserlebnis gab es auch für Belgien beim 0:0 in Irland. Ohne den verletzten Topstar Kevin de Bruyne hatten die „Roten Teufel“ sogar noch Glück, als Tormann Matz Sels in der ersten Hälfte einen Elfmeter des Iren Evan Ferguson parieren konnte. Dadurch konnten die Belgier die ungeschlagene Länderspielserie auf mittlerweile elf Partien - darunter waren auch zwei Spiele in der EM-Quali gegen Österreich (3:2, 1:1) - ausbauen. Keine Tore fielen auch beim Duell von Dänemark mit der Schweiz. Im Parken-Stadion von Kopenhagen mussten die „Eidgenossen“ früh den Ausfall von Stammgoalie Yann Sommer verkraften, der nach einem Zusammenprall mit Ex-Sturm-Graz-Stürmer Rasmus Höjlund in der ersten Hälfte nicht weiterspielen konnte. Ein 0:0 gab es zudem auch für Kroatien in Kairo gegen Tunesien.