Der Blick vom Grazer Schloßberg war durch den Nebel etwas getrübt, die Merkur Eishalle war im Dunst noch zu erkennen. Der Blick der 99ers war aber nicht zum „Bunker“ gerichtet, sondern in die Zukunft. Weit in die Zukunft. Neben dem Uhrturm wurde die neue Vereinsführung des Eishockeyklubs präsentiert, der den Umschwung bringen soll. Langfristig, wie betont wird. Sportlich wird Philipp Pinter als sportlicher Leiter verantwortlich zeichnen – von der Nachwuchsarbeit bis zur Leistung der Kampfmannschaft. „Es ist wichtig, dass das Feuer im ganzen Verein brennt. Graz soll der Standort sein, wo man hinmuss, wen man weiterkommen will“, sagt Pinter, der im Villacher Nachwuchs und in den Nachwuchs-Nationalteams tätig war. „Wir planen wirklich einen kompletten Neustart“, sagt Manager Bernd Vollmann.
Dass Herbert Jerich das Zepter von Langzeitpräsidenten Jochen Pildner-Steinburg übernommen hat, ist seit 1. März amtlich. Vor zehn Jahren war er erstmals im Verein tätig. „Wir haben eine Vision und wir sind die 99ers 2.0. Es hat sportlich einiges an Veränderungen gebraucht“, sagt Jerich, der Pinter schätzt und zu seinem Engagement beigetragen hat. „Vom Sportlichen her sind alle Verantwortungen von Bernd Vollmann weg und er wird sich weiter um die Finanzen kümmern. Der Verein steht gut da.“
Jerich hat die langfristigen Ziele klar definiert: „Man kann sich den Titel nicht kaufen. Ich bin kein Präsident, der sagt: Der zehnte Platz ist genug. Ich bin auch keiner, der sagt, dass der zweite Platz genug ist. Wir wollen langfristig um die Meisterschaft mitspielen. Wir arbeiten langfristig daran, das Schritt für Schritt zu erreichen. Wir tun alles, um sportlich und menschlich besser werden.“ Jerich trachtet sportlich nach einem starken Österreicher-Stamm. Wie etwa Lukas Haudum, der sein erklärter Wunschkandidat war. „Wir brauchen einen der besten Spieler, den Österreich hat und ich bin froh, dass er einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat.“ Zudem hat Michael Schiechl seinen Vertrag für zwei Jahre verlängert. „Er ist vielseitig einsetzbar und er ist ein Spieler, der viel gewonnen hat“, sagt Pinter, „er bringt das Kämpferherz, das wir brauchen und es ist wichtig, dass er der Mannschaft erhalten bleibt.“ Zudem wurde der Wunschimport von Pinter bekannt gegeben: Kevin Roy (30) kommt von Innsbruck. „Wir sind stolz, dass wir ligaintern einen rausziehen konnten, um den die Mannschaft aufgebaut werden kann.“
Pildner-Steinburg bleibt dem Klub als Ehrenpräsident erhalten. Nun wurden zwei Mitglieder der Führung vorgestellt. Stefan Schwarzl wird die Finanzen übernehmen – ein Schulkollege Vollmanns. Er ist als CEO im Transportunternehmen Jerichs tätig. „Es ist an der Zeit, Graz zu einem Top-Team zu machen. Wir werden alle hart dafür arbeiten, um unsere Vision zu leben.“ Das zweite Mitglied des Advisory-Boards ist einer breiten Öffentlichkeit bekannt: Herwig Straka. Das ATP-Board-Mitglied (Tennis) wird sich um die Marke „99ers“ kümmern. Der Gründer der Emotion-Group aus Graz wird beim Marketing seine Expertise einbringen. „Ich freue mich, dass ich den Neustart der Graz 99ers in beratender Rolle mittragen kann. Graz ist die zweitgrößte Stadt und wir gehören vorn hin.“ Jerich dankte seinem langjährigen Freund: „Du musst das nicht machen und ich bin dir dankbar dafür. Jetzt müssen wir schauen, was die Fans wollen: Erfolg.“
Steinburg bleibt als „großzügiger Sponsor“ mit der GAW erhalten. „Es gibt eine Budgeterhöhung, Zahlen werden wir keine nennen“, sagt Jerich und fügt an, „wir rechnen aber auch mit ein paar mehr Spielen im Play-off.“ Noch nicht so recht konkret äußern will er sich zur Trainer-Frage: „Es gibt keine offizielle Bestätigung. Wir haben einen Wunschkandidaten, der herumschwirrt.“ Pinter ist auch mit dieser Aufgabe betraut: „Harald Lange ist der absolute Wunschkandidat – auch von mir. Er konzentriert sich jetzt noch auf seine Thematik in Deutschland und hat sich Bedenkzeit erbeten. Harry bringt alles mit, was wir erwarten. Er hat in Graz gespielt und hat in Deutschland gezeigt, dass er erfolgreich ist. Er ist ein innovativer und moderner Trainer, lässt schnell und laufintensiv spielen.“ Fix soll aber noch nichts sein: „Es gibt natürlich einen Plan B und C, ich hoffe aber nicht, dass wir den brauchen werden.“