Schock, Mitgefühl, ekstatischer Jubel – Österreichs Teamkicker spielen bei ihren Fans dreieinhalb Monate vor Beginn der Euro die gesamte Klaviatur der Emotionen.
David Alaba startete die Achterbahnfahrt Ende Dezember mit dessen Kreuzbandriss, der realistisch gesehen einen Einsatz in Deutschland wohl nur schwer zulassen wird. Sicher fehlen wird Sasa Kalajdzic. Der Frankfurt-Stürmer riss sich vor 14 Tagen zum dritten Mal seit 2019 das Kreuzband – und wurde nur wenige Tage später von Marko Arnautovic aus den Schlagzeilen verdrängt. Österreichs Rekordteamspieler erzielte für Inter Mailand als Einwechsler den 1:0-Siegtreffer im Achtelfinale der Champions League gegen Atletico Madrid.
Doch sonst?
Ist‘s etwas ruhig geworden um die rot-weiß-roten Legionäre. Am auffälligsten agiert derzeit noch ein Quartett: Marcel Sabitzer mutierte in Dortmund zum Leistungsträger im zentralen Mittelfeld. Sein Trainer Edin Terzic attestierte ihm „große Schritte vorwärts. Er ist extrem fleißig in alle Richtungen und kann das Tempo im Ballbesitz beschleunigen“.
Ähnliches gilt für Xaver Schlager, der bei RB Leipzig unter Trainer Marco Rose im defensiven Mittelfeld gesetzt ist, praktisch nie ausgewechselt wird. Unverzichtbar für ihre Teams sind zudem Außenverteidiger Stefan Posch, der in Italien mit Bologna um einen Champions-League-Platz fightet, und Kevin Danso als Innenverteidiger bei Lens (Frankreich).
Die Liga-Einsatzzeiten der Teamkicker
Womit bereits mögliche Probleme für die Euro offengelegt wurden. Während defensiv ein Überangebot herrscht, fehlen offensiv zunehmend die Fachkräfte. Kalajdzic out, Arnautovic ebenso ein Teilzeitarbeiter wie Michael Gregoritsch, der bei Freiburg in der deutschen Bundesliga zwischen Startelf und Ersatzbank rotiert. Christoph Baumgartner, im Team ein Garant für Tore und gute Leistungen, steht in Leipzig am Abstellgleis. Seine Bilanz der vergangenen vier Spiele: 19 Einsatzminuten.
Stichwort Leipzig
Der dritte Österreicher neben Schlager und Baumgartner durchlebt dort harte Zeiten. Nicolas Seiwald, im Team unter Ralf Rangnick der Dauerbrenner, kam in Leipzig in 23 Bundesligaspielen erst auf elf Einsätze mit gesamt 334 Spielminuten. Mit viel mehr wird angesichts der starken Konkurrenz im defensiven Mittelfeld nicht mehr zu rechnen sein.
Doch seien auch zwei Lichtblicke erwähnt: Konrad Laimer ist beim chaotisch wirkenden FC Bayern eine der wenigen Konstanten. Die Laufmaschine fehlte vier Spiele wegen einer Wadenverletzung, feierte aber am Samstag beim 2:1 gegen Leipzig sein Comeback. Und Romano Schmid spielt sich bei Werder Bremen zusehends in die Auslage. Der gebürtige Grazer zieht im offensiven Mittelfeld die Fäden, war in den vergangenen fünf Spielen an drei Treffern beteiligt.