Nicht PSG-Superstar Kylian Mbappe oder Monaco-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang sind die aktuell treffsichersten Stürmer in der französischen Ligue 1. Nein, Mo Bamba hängt sie alle ab. Der 22-Jährige wechselte vor knapp einem Monat direkt vom Trainingslager des WAC in Alicante zu Liga-Schlusslicht Lorient. Nur vier Spieltage und fünf Bamba-Treffer später hat der Klub aus der Hafenstadt in der Bretagne die Abstiegsränge verlassen.
Vor zwei Wochen machte Bamba noch schnell einen Abstecher nach Wolfsberg, um seine Wohnung zu räumen. Am Sonntag schnürte Bamba einen Doppelpack beim 3:1 in Straßburg. Bambas Quote ist unglaublich. Er ist der erste Spieler seit Mario Balotelli (2016, Nizza), der in seinen ersten vier Ligue-1-Spielen fünf Tore erzielte. Und er ist der Erste seit über 50 Jahren (Giora Spiegel, 1973, Straßburg), der in seinen ersten vier Einsätzen traf.
Bericht in der „L‘Equipe“
Sogar die renommierte französische Sport-Tageszeitung „L‘Equipe“ widmete der Tormaschine einen Artikel: „Der Schüchterne beeindruckt täglich am Platz.“ Und für die Klubs gibt es gratis einen Tipp oben drauf: „Die Scouts sollten vielleicht öfters ein Auge auf die österreichische Liga werfen – und da speziell auf den WAC, einem Verein, der seit vielen Jahren gut funktioniert.“ Und der mit kluger Transferpolitik immer wieder Ausrufezeichen setzt.
Wie zuletzt bei Shon Weissman, den der WAC im Sommer 2019 von Maccabi Haifa holte. Der Israeli blieb nur eine Saison, holte sich mit 30 Treffern die Bundesliga-Torjägerkrone und wechselte um vier Millionen Euro nach Spanien zu Real Valladolid. Vor 14 Tagen wechselte der 28-Jährige zu Salernitana in der Serie A, hat für das Schlusslicht bereits getroffen. „So ein Deal wie mit Weissman wird uns in den nächsten zehn Jahren nicht gelingen“, meinte die WAC-Führungsriege. Und belehrte sich selbst eines Besseren. Trifft Bamba bei Lorient nämlich so weiter, wird es nicht bei den fünf Millionen Ablöse bleiben. Wie international üblich, sind im Vertrag für den Falle des Klassenerhalts und eines Weiterverkaufs Bonuszahlungen an die Lavanttaler fixiert.
Zeit zum Entwickeln
Die Gründe, warum überdurchschnittlich viele Spieler in Wolfsberg einschlagen, bleiben im Dunkeln. „Das lässt sich nicht pauschal sagen. Vielleicht weil sie Zeit haben, um sich zu entwickeln“, meint Vizepräsident Christian Puff. Bei größeren Vereinen wie Rapid oder Austria Wien müssen sie sofort liefern, sonst droht die Ersatzbank. In Wolfsberg arbeitet man entspannter. „Und vielleicht ist auch Glück dabei“, bleibt Puff bescheiden. Mag sein, doch wie meinte einst Bayerns Trainer und Spielerentwickler Hermann Gerland: „Immer Glück ist Können.“