Das ÖSV-Ergebnis der vorletzten Weltcup-Abfahrt dieses Winters in Kvitfjell hat bei Cheftrainer Marko Pfeifer die Alarmglocken schrillen lassen. Zwar holte Vincent Kriechmayr als Zweiter den ersten Podestplatz in dieser Saison, dahinter klassierten sich aber nur Daniel Danklmaier (14.) und Stefan Babinsky (28.) in den Top 30. „Wir haben eine veraltete Abfahrtsmannschaft“, analysierte Pfeifer. „Wir haben sehr viel Arbeit im Frühjahr und in der Vorbereitung vor uns.“
Raphael Haaser (38.), Otmar Striedinger (41.), Stefan Rieser (43.), Christoph Krenn (49.) und Andreas Ploier (51.) schafften es am Samstag nicht in die Punkteränge. „Wir haben drei Leute in den 30, bei den anderen Nationen sind da deutlich mehr“, stellte Pfeifer mit Blick auf die Schweiz (8), die USA (6) oder Italien (5) fest. Er machte deutlich, dass es in der nächsten Saison mit dem WM-Höhepunkt in Saalbach-Hinterglemm nicht so weitergehen könne. „Wir müssen das gut analysieren und wirklich Gas geben, dass wir da nicht ins Hintertreffen rücken, und den Anschluss finden.“
Die Verletzungsmisere im ÖSV-Team mit Patienten wie Daniel Hemetsberger, Marco Schwarz oder Max Franz ist bekannt. Pfeifer hätte sich jedoch erwartet, dass in deren Abwesenheit andere, routinierte Läufer in die Bresche springen. „Bei den Arrivierten schaut es einmal so aus, als würde die Reise nach hinten gehen. Da muss man dann schon ernster werden, auch wenn wir nicht viele da haben“, verriet er. „Da werde ich mir was überlegen, weil es kann nicht sein, dass man jenseits der 30 fährt.“
Die Tage von Josef Brunner könnten gezählt sein
Besonders schwer tun sich die Österreicher auf nicht so anspruchsvollen Strecken mit vielen Wellen und lang gezogenen Kurven wie in Gröden und eben Kvitfjell. Das ist seit Längerem bekannt. „Wir müssen analysieren, woran wir arbeiten müssen, damit wir einen Schritt nach vorne machen“, sagte Pfeifer. Gut möglich ist, dass der Trainer-Staff bald neu aufgestellt wird. Die Tage von Gruppencoach Josef „Sepp“ Brunner könnten nach diesem Winter gezählt sein.
Wunderdinge dürfe man aufgrund der Altersstruktur in wenigen Monaten jedoch nicht erwarten. „Wir haben eine veraltete Abfahrtsmannschaft, die uns noch am Leben erhält. Wir müssen schauen, dass wir da wieder etwas aufbauen“, betonte der Cheftrainer.
In der Gruppe derjenigen, die Mitte 20 oder knapp älter sind, gibt es prinzipiell genug Athleten, die mittelfristig den Kern der Speed-Mannschaft bilden könnten, wenn die „Ü30er“ wie Kriechmayr, Striedinger, Hemetsberger oder Danklmaier einmal abgetreten sind. Schwarz (28), Babinsky (27), dazu Haaser (26) und Ploier (26), die Pfeifer als „Hoffnungsträger“ bezeichnete, sowie auch Rieser (25), Manuel Traninger (25), Julian Schütter (25) und Felix Hacker (24). Was ihnen - mit wenigen Ausnahmen - fehlt, sind mehrere verletzungsfreie Jahre mit einem fixen Startplatz, um die Abfahrtsstrecken kennenzulernen. „Wir brauchen Abfahrtskilometer, dass wir da besser werden.“
Gravierend jünger ist von den potenziellen Speed-Helden der Zukunft nur Vincent Wieser mit 21. Um diesen Umstand brauche man sich jedoch keine Sorgen machen, so Pfeifer. „Wir haben die Läufer zur Verfügung, die wir jetzt am Markt haben in Weltcup und Europacup. Wir können jetzt nicht zaubern und innerhalb von einem Jahr einen Nachwuchsläufer ausgraben. Das ist Fakt. Aber ich glaube trotzdem, dass bei gewissen Läufern, die um Mitte 20 sind, noch mehr drinnen sein muss“, erklärte er. „Ich rechne, dass die schon im Weltcup um die Plätze mitfahren, weil sonst ist es eh düster.“