Stephanie Venier hat erstmals in ihrer Karriere einen Weltcup-Super-G gewonnen. Die Tirolerin setzte sich am Sonntag zum Abschluss des Speed-Triples in Crans-Montana in einem engen Rennen vor den Italienerinnen Federica Brignone (+0,04) und Marta Bassino (+0,15) durch. Auf Platz fünf landete Cornelia Hütter, die nach dem sechsten Tagesrang von Lara Gut-Behrami in der Disziplinwertung nun nur noch fünf Zähler Rückstand auf die Schweizerin hat, Venier fehlen 94.
Zwei Abfahrten hat Venier in ihrer Karriere bereits gewonnen, davon eine heuer in Cortina d‘Ampezzo, es war bereits ihr vierter Podestrang in diesem Winter. „Der Lauf war echt typisch italienisch. Eine spannende Kurssetzung, tricky. Man musste die Ski laufen lassen, aber in gewissen Passagen mit Richtung und Kopf fahren. Es ist knapp zwischen mir und Fede. Fehler hätte ich mir keinen erlauben dürfen“, sagte die Tirolerin. „Mit meiner Leistung heute bin ich absolut zufrieden. Ich bin megahappy.“
Die vergangenen Tage seien nicht so einfach, sie dem ganzen Druck noch nicht so gewachsen gewesen. „Für mich ist die Devise ruhig bleiben, weiterarbeiten und nicht so viel nachdenken“, sagte Venier, nachdem es in den Abfahrten nicht so gut geklappt hatte (10., 17.). „Locker, voll“, hatte sie sich daher für Sonntag vorgenommen. In der Disziplinwertung ist sie mit 94 Zählern Rückstand auf Gut-Behrami auch noch im Rennen mit dabei. „Ich muss einfach locker bleiben, was das Drumherum betrifft. Beim Rennfahren attackiere ich eh.“ Als Siegespreis gab es eine Kuhglocke, im Ziel warteten unter anderem Freund Christian Walder und der Papa.
Hütter: „Wie ein kleines Kind mit Freude und Angst“
Hütter machte „endgültig ein Hakerl“ unter Crans-Montana, wo sie 2022 bei einem schweren Sturz ein Schädel-Hirn-Trauma davongetragen hatte. „Es war sehr kräfteraubend, aber eher positiv. Ich war schon sehr aufgeregt, wie ein kleines Kind mit Freude und Angst. Aber ich habe meinen Plan durchgezogen, das macht mich stolz, dass ich nicht die Nerven geschmissen, sondern es Tag für Tag abgearbeitet und ziemlich viel rausgeholt.“ Dass es gleich mit zwei Super-G in Val di Fassa weitergeht, passt der Steirerin gut. „Für mich und meine Knie ist es besser, wenn ich im Rhythmus bleibe.“
Punkte gab es auch für Ariane Rädler (12.), Mirjam Puchner (13.), Michaela Heider (18.), Ricarda Haaser (24.), Christine Scheyer (26.), Nadine Fest und Christina Ager (jeweils 28.). „Ich habe mir mehr erwartet, aber ich habe es oben schon vergeben. Ich weiß, wo der Fehler war und kann es so einordnen“, meinte Rädler. Im Super-G denke sie mehr nach als in der Abfahrt, das mache alles ein bisschen komplizierter. „Die zwei Top-Ten-Plätze in der Abfahrt, es passt, wie ich drauf bin“, bilanzierte sie.
Österreichs Frauen-Cheftrainer Roland Assinger war ebenfalls zufrieden mit den drei Speedtagen, die neben dem Sieg im Super-G auch einen zweiten Platz in der ersten Abfahrt am Freitag für Hütter gebracht hatten. „Wir haben gesagt, wir müssen heute in den technischen Passagen etwas mehr Mut beweisen, mehr das Herz in die Hand nehmen und auf Schnitt fahren. Die Venier hat gezeigt, dass auch die zwei Italienerinnen da runter zu biegen sind. Sie hat die Piste heute gefressen. Das macht mich sehr stolz auf sie.“
Gut-Behrami baute ihre Führung im Gesamtweltcup freilich weiter aus, da Mikaela Shiffrin nach wie vor verletzungsbedingt fehlt. Auf die US-Amerikanerin hat sie 205 Zähler Vorsprung, auf Brignone 286 sowie auf die beste Österreicherin Hütter 762 (Siebente).