Aleksander Aamodt Kilde gab am Donnerstag seine erste „öffentliche“ Pressekonferenz seit seinem schweren Sturz in Wengen. Vor einigen Tagen hatte er erschreckende Bilder von der Verletzung an seine Wade veröffentlicht, die von Instagram mittlerweile sogar nur noch verschwommen gezeigt werden, weil sie den Ernst der Lage eindrucksvoll bezeugten. Denn: Kilde erlitt bei dem Sturz in Wengen einen tiefen Schnitt in der rechten Wade. Der Norweger erklärte auch, warum er die drastischen Bilder preisgab: „Ich bin davon ausgegangen, dass ich bald wieder auf Ski stehe, das habe ich den Ärzten auch gesagt. Aber sie sagten darauf: ‚Nein, das wirst du nicht‘“. Es brauche Zeit, bis eine Verletzung dieser Schwere ausgeheilt sei, das habe er nun auch verstanden, meinte er bei der Online-Pressekonferenz, die er in drei Sprachen abhielt.
Für Kilde selbst ist es zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht klar, ob er überhaupt wieder Rennfahren kann: „Das ist alles noch unklar, aber ich bin im Moment sehr positiv, dass alles wieder gut wird. Die Frage ist im Moment vor allem, wie lange es dauern wird. Jetzt ist es noch zu früh, um zu sagen, dass ich wieder in der Lage sein werde, so zu fahren, wie ich will.“ Doch eines will das Speed-Ass nicht: Aufgeben. „In mir gibt es immer Hoffnung, dass ich wieder in der Lage sein werde, wettbewerbsfähig zu sein.“ Unterstützung bekommt er aktuell auch von Mikaela Shiffrin, die nach ihrer Verletzung ebenfalls in Innsbruck bei ihrem Freund ist. „Wir sollten derzeit an anderen Orten sein, aber wenigstens diese Zeit, die wir nun zusammen haben, ist positiv. Normal hatten wir um diese Jahreszeit immer nur ein paar Stunden, jetzt ist es mehr Zeit“, meinte er.
Derzeit kämpft Kilde aber mit ganz anderen Problemen: „Ich sitze im Rollstuhl, kann nicht einmal selbst schieben, bin immer auf die Hilfe anderer angewiesen. Aber ich habe die Hilfe von der Familie, ohne sie wäre es wirklich schwierig. Denn im Moment ist es sehr schwierig, zu schlafen, weil die Schmerzen in Schulter und Wade sehr groß sind.“ Und diese Schmerzen beschäftigen ihn sichtlich: „Im Moment sind vor allem im Bein Nervenschmerzen. Und das ist kein schönes Gefühl, unbeschreiblich eigentlich. Aber der Heilungsprozess hat begonnen, ich kann auch schon ein wenig Druck auf den Fuß ausüben.“ Die gesamte Rehabilitation wird in Innsbruck ablaufen. „Ich mache das mit dem Team von best five, die arbeiten das ganze Jahr mit mir. Ich werde wohl erst im Sommer nach Norwegen fahren“, meinte er.
Laut Plan „ist alles erledigt“, sagt Kilde, an sich sollte keine weitere Operation mehr anstehen. Und er genieße die Anteilnahme: „Das, was in Kitzbühel alles passiert ist, das hat mir auch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert“, sagt er. Und das war in den ersten zwei Wochen nach dem Sturz schwierig, eben aufgrund der „unfassbaren Schmerzen“. Natürlich denkt Kilde auch darüber nach, was man ändern müsste, um Verletzungen wie die seine zu verhindern – und der Flut an Verletzungen Herr zu werden. „Wir Athleten müssen uns mit den handelnden Personen wie Markus Waldner zusammensetzen. Es ist zu viel, was abgeht. Wir haben jeden Abend Programm, müssen zu Startnummernauslosungen, Siegerehrungen, wir haben als gute Athleten viel Pressearbeit, die zu machen ist. Das ist ok, wenn es einen Tag lang ist, aber drei Tage in Serie, das geht irgendwann nicht mehr“, appelliert der Norweger auch an die FIS, die Kalender- als auch die Tagesplanung zu überdenken. Und: „Natürlich würde es Sinn machen, über schnittfeste Rennanzüge, über Protektoren nachzudenken. Vielleicht ist mein Sturz Auslöser, etwas zu ändern“, sagt er und ergänzt: „Ich bin ohne Airbag gefahren. Aber bei dem heftigen Einschlag bin ich mir auch nicht sicher, dass der Airbag mir geholfen hätte“, sagt er.