Berührungsängste sind fehl am Platz, aber der Kontakt mit den extremen Auswüchsen eines gerade noch befahrbaren Untergrunds sorgt für permanenten Nervenkitzel, auf höchstem Niveau. Allerdings vermittelt der Körperbau des für die freie Wildbahn mit all ihren Tücken konstruierten Geräts, ein Ineos Grenadier, das unbedingt nötige Sicherheitsdenken. Es sind die Verhältnismäßigkeiten, die neue Dimensionen erschließen. Denn im unmittelbaren Vergleich mutet die zuvor mit dem Porsche auf der Asphaltpiste gewonnene plötzliche Erfahrung mit Blitzeis wie ein lockerer Vergnügungsausflug an. Und ja, Schnee gibt es auch noch, künstlichen zwar, aber immerhin. Das Driften mit dem Buggy ist eine Gaudi-Partie, aber der Lerneffekt bleibt auch hier nicht aus.
Am Red Bull Ring herrscht auch jenseits der sommerlichen Großereignisse wie Formel 1 (28. bis 30 Juni 2024) und MotoGP (16. bis 18. August 2024) Hochbetrieb, der Winter bildet da keine Ausnahme. Wer seine Fahrkünste auf einen höheren Level befördern will, kann sich im Driving Center, in diesem Jahr noch bis 25. Februar, einem Spezialtraining unterziehen. Die bestens geschulten Instruktoren sorgen mittels Funkverbindung dafür, dass bei plötzlich veränderten Pistenbedingungen die Kontrolle über das Fahrzeug nicht verloren geht. Es geht bei den Probefahrten mit dem Porsche Cayman um die richtige Balance zwischen Gasgeben, Einlenken und Bremsen sowie die Auslotung des Kurvenverhaltens. Das geordnete Kreisfahren, vor allem bei eisigen Verhältnissen, will gelernt sein.
Wer nun glaubt, damit schon den Zenit erreicht zu haben, der erfährt im sogenannten „Offroad“-Bereich eine Horizont-Erweiterung der besonderen Art. Auf einem für die Abenteuerlust präparierten Spezialkurs oberhalb der Rennstrecke fördern alle möglichen, vor allem aber unmöglichen Pisten-Auswüchse den Adrenalinausstoß. Mit Geschwindigkeiten zwischen 4 und maximal 10 km/h wird der Proband gezielt durch die Tücken des Geländes geleitet. Extreme Steigungen sind ebenso eingebaut wie das dazugehörige Gefälle. Bergab-Passagen werden da buchstäblich zu einer Fahrt ins Blaue, wenn der Pilot zwar den Himmel vor sich, aber den Boden unter den Rädern nicht mehr sieht.
An der Steilwand wird es besonders schräg, der gerade noch erträgliche Neigungswinkel ist gefühlt längst überschritten, aber noch immer kippt der Dreitonner nicht um. Das permanente Erstaunen ist fixer Bestandteil der neuen Erfahrungen im Grenzbereich des Autofahrens. Um all dies auch praktisch umzusetzen, enthält das Cockpit jede Menge spezieller Funktionen. Ein Knopfdruck kann ungemein beruhigen, jedoch gilt es, den Überblick über die zahlreichen Extra-Elemente nicht zu verlieren. Da lohnt es sich, zuvor möglichst genau hinzuschauen, um im Bedarfsfall gesattelt zu sein. Und dann wird die Konzentrationsfähigkeit auf die höchste Probe gestellt.
Die Instruktoren unter der fachkundigen Leitung des ehemaligen Rennfahrers Bernhard Auinger (u. a. Formel 3000, Formel 3), dem Sohn von Motorrad-Legende Gustl Auinger suchen geduldig den Ausgleich zwischen Fehler-Toleranz und sanftem Lob. Der Schmäh kommt nicht zu kurz, es soll ja Spaß machen. Und auch der nächste Winter kommt bestimmt.
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