Frustrierend“ – so fasste Julia Scheib die Leistung im ersten Durchgang des Kronplatz-Riesentorlaufs zusammen. Viel höflicher ist der Auftritt der ÖSV-Equipe im ersten Lauf auch nicht zu umschreiben, drohte Österreich in der Krisendisziplin das nächste Debakel. In Jasna setzte es ein Fiasko, schien im Endklassement eines Weltcup-Riesentorlaufs erstmals seit 1985 keine rot-weiß-rote Athletin auf. Was folgte, waren intensive Tage für die Technikerinnen, „gute Trainings“, wie es ÖSV-Riesentorlauf-Trainer Karlheinz Pichler bezeichnete. Das altbekannte Problem blieb aber bestehen: „Sie schaffen es leider nicht, die Leistungen aus den Trainings ins Rennen zu transferieren.“ In Zahlen: Sechs Österreicherinnen qualifizierten sich für Lauf zwei, reihten sich aber zwischen den Plätzen 23 und 30 ein.

Wirkliche Erklärungen hatte auch Pichler nicht. „Ich denke, das Ergebnis von Jasna ist noch in den Köpfen, da war dann oft die Bewegung nicht mehr so da. Da fehlt das Selbstvertrauen und das bekommst du nur, wenn du Ergebnisse lieferst.“ Selbstvertrauen, Fokus, Risiko? „Ich weiß momentan nicht, wieso es mir im ersten Durchgang nicht gelingt, ans Limit zu gehen“, sagte Julia Scheib, die ihr Team vor dem nächsten Debakel rettete und weiterhin der ÖSV-Lichtblick ist. Mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang katapultierte sie sich von Rang 25 auf Platz neun. „Das war Schadensbegrenzung. Da war mehr Angriff, ich war viel mehr parat, da ist es auch egal, wenn es dich hinten reindrückt. Aber nur wenn du zwei so Läufe hast, bist du vorne dabei.“

Gut, besser, Gut-Behrami

Ganz vorne dabei waren einmal mehr andere. Lara Gut-Behrami raste in gewohnt souveräner Manier zu ihrem fünften Saisonsieg, verkürzte den Abstand auf die verletzte Mikaela Shiffrin im Gesamt-Weltcup auf 95 Punkte. „Ich habe gewusst, ich muss attackieren und voll angreifen. Mein zweiter Lauf war aber eher ein Kampf, dass ich so schnell wie möglich ins Ziel komme. Die Müdigkeit ist jetzt schon groß bei allen“, sagte die Schweizerin, die sich derzeit in absoluter Überform befindet. Komplettiert wurde das Siegerpodest von den ex-aequo Zweitplatzieren Sara Hector (SWE) und Alice Robinson (NZL).

Vom Podium können die ÖSV-Asse derzeit nur träumen. Zum bisher letzten Mal jubelte mit Katharina Liensberger am 28. Dezember 2019 in Lienz eine ÖSV-Athletin vom Riesentorlauf-Podest im Weltcup. Erfolge, von denen die Doppelweltmeisterin von 2021 derzeit weit entfernt ist. Die Vorarlbergerin machte im zweiten Durchgang zwar einige Plätze gut, auf den echten Befreiungsschlag warten die Österreicherinnen aber weiterhin vergebens.