Es sieht annähernd so aus, als hätten Österreichs Rodel-Asse dem bisherigen deutschen Saison-Dominator Max Langenhan bei den Weltcups den Vortritt gelassen und schlagen im Gegenzug bei den diesjährigen Großereignissen zu. Jonas Müller kürte sich in Igls bekanntermaßen zum Europameister, heute ließ es David Gleirscher, Olympiasieger von 2018, bei der Kunstbahnrodel-Weltmeisterschaft in Altenberg, der Heimbahn der deutschen Nachbarn, krachen.

„Das mit dem Vortritt lassen klingt echt gut, wenn es so geplant gewesen wäre. Ich bin einfach nur glücklich, vor allem, da ich bei dem Wetter schon Bedenken hatte. Wenn es kälter ist, hat man wesentlich weniger Grip. Um ganz ehrlich zu sein, war ich überrascht, dass es letztlich so genial war“, verdeutlicht der 29-Jährige, dessen beide Kinder mit drei und sechs Jahren daheim vor dem Fernseher mitgefiebert haben. „Meine Frau hat mir erzählt, dass es zu Hause rund gegangen ist.“

„Es ist der Wahnsinn“

Rund ist das Stichwort. Der Tiroler darf nun den gesamten WM-Medaillensatz im Sprintbewerb sein Eigen nennen, insgesamt war es seine fünfte WM-Einzelmedaille. „Wenn man seine Leistung so auf den Punkt, geht nicht mehr. Ich hatte oben einen kleinen Fehler, der aber nicht viel ausgemacht hat, unten war er wirklich sehr gut. Aber, dass es so aufgegangen ist, ist der Wahnsinn“, sagt Gleirscher, dessen Saison bisher durchwachsen gewesen ist.

Angesprochen auf eine mögliche Absprache – jeder der vier Herren-Einsitzer hat inzwischen einen Sprint-Weltmeistertitel in der Tasche –, meint Gleirscher mit einem Lächeln: „Es sieht nur so aus wie eine Absprache, aber es ist natürlich gut zu wissen, dass zumindest immer einer vorne ist.“

Wolfgang Kindl verpasste im Einzel als Fünfter die Medaille nur knapp, als Sechster folgte Nico Gleirscher direkt vor Doppel-Europameister Müller, der noch auf der Suche nach der „Lovestory“ mit dem Eiskanal in Altenberg ist.

Das starke Resultat komplettierten die rot-weiß-roten Herren-Doppelsitzer. Das neu formierte Duo Thomas Steu/Wolfgang Kindl gewann nach EM-Gold nun WM-Silber – und das trotz eines ordentlichen Handicaps. Kindl, der Beißer der Nation, war nämlich mit einem gebrochenen Mittelfußknochen unterwegs. „Das mit dem Fuß habe ich ausgeblendet. Es gibt gute Schmerzmittel.“ Bronze schnappten sich zum Drüberstreuen die Quali-Schnellsten Juri Gatt/Riccardo Schöpf.

Lediglich die Damen mussten sich sowohl im Ein- als auch im Doppelsitzer ohne Medaillen zufriedengeben. Am Samstag gehen der Herrenbewerb (olympische Disziplin) und der Doppelsitzer in Szene.