Marco Odermatt steht vor dem Double von Wengen. Der Schweizer Ausnahmekönner legte mit der frühen Nummer sieben eine weitere Traumfahrt hin, letztlich sollte er nur in zwei Teilstücken nicht Bestzeit fahren. 2,55 Sekunden lag er voraus, als er im Ziel abschwang. Der einzige Fahrer, der im Nahe kam, war Vortagessieger Cyprien Sarrazin, der auf 0,59 Sekunden nahe kam. Doch das Rennen wurde dann vom schweren Sturz von Aleksander Aamodt Kilde überschattet. Nach ersten Mitteilungen hat der Norweger bei seinem Sturz einen offenen Unterschenkelbruch erlitten.
Odermatt aber lieferte die nächste Demonstration seiner Klasse – einzig Sarrazin vermochte es, einigermaßen mitzuhalten. Aber selbst dem zuletzt so großartigen Franzosen fehlten letztlich eben 0,59 Sekunden. Es war ein Duell auf höchstem Niveau, das an diesem Tag aber durch die schweren Stürze getrübt wurde. Wie sehr sich die beiden abgesetzt haben, beweist aber auch ein Blick auf die Ergebnisliste: Dominik Paris hat als Dritter bereits einen Rückstand von 1,92 Sekunden (!), Vincent Kriechmayr, der als Fünfter der beste Österreicher war, lag bereits 2,49 Sekunden zurück. Und bei aller Tragik gab es für einen Norweger Grund zur Freude: Adrian Smiseth Sejersted fuhr auf Platz vier, so gut war der oftmals selbst von schweren Verletzungen zurückgeworfene Norweger noch nie.
Odermatt: „Das war fast perfekt“
Marco Odermatt fuhr seinen 31. Weltcupsieg ein und darf sich nun also auch „offiziell“ Lauberhornsieger nennen, weil er die Abfahrt von ganz oben gewonnen hat. „Ich habe fast alles perfekt erwischt und habe im Ziel schon gewusst, dass das wohl nur ganz schwer zu schlagen sein wird“, meinte er nach dem Rennen. Und doch war es zumindest bei Sarrazin lange Zeit knapp, der Franzose verbeugte sich dann auch vor dem Triumphator, dessen Sieg allerdings abermals von schweren Verletzungen überschattet wurde. Aber Odermatt meisterte auch diese schwierige Situation bravourös: „Es ist nie angenehm, wenn es einen Sturz gibt, noch dazu von einem Freund. Es ist nie gut für das Rennen, wenn es so eine lange Unterbrechung geben muss. Und natürlich trübt das die Freude“, erklärte er. Und: Auch Odermatt stimmte in die Kritik einiger anderer ein, auch wenn er es höflicher formulierte: „Das soll keine Kritik sein, aber vielleicht ist es eine Lehre. Für die Veranstalter, für die Verbände, für die FIS: Mehr ist nicht immer gut. Drei Rennen hier an drei Tagen, das ist zu viel.“
Kriechmayr: „Der Rückstand ist enorm“
Die Österreicher waren schon mit einem „Mini-Team“ angetreten, nur noch vier waren dabei. Vincent Kriechmayr war auf Rang fünf der beste. „Die Platzierung war in Ordnung, der Rückstand ist einfach nur bitter. Aber nach jedem Tief kommt wieder ein Hoch, es kann nur heißen: Weiterarbeiten.“ Das gilt auch für die anderen Österreicher. Stefan Babinsky stürzte im Kernen-S („Ich wollte All-in gehen, weil ich einen Fehler gemacht hatte“), Daniel Danklmaier entkam oft nur knapp einem Sturz und wurde 17., Otmar Striedinger wurde 12. und brachte es auf den Punkt: „Man kann es nicht anders sagen: Marco Odermatt fährt in einer eigenen Liga. Und das Bittere: Ich kann mir nicht einmal etwas abschauen, weil wenn ich so fahre wie er, fliege ich in der zweiten Kurve ins Netz. . .“