Marco Odermatt hat seine Durststrecke in Weltcup-Abfahrten beendet. Der Schweizer gewann auf der verkürzten Abfahrt in Wengen. Für die ÖSV-Stars lief es hingegen gar nicht nach Wunsch. Otmar Striedinger (+1,25) war als Achter bester Österreicher. Vincent Kriechmayr (+1,62) musste sich nach einer durchwachsenen Fahrt mit dem 13. Platz begnügen, Stefan Babinsky (+1,68) war 15. Daniel Danklmaier (+2,21) landete jenseits der Top 20, für den körperlich nicht frischen Daniel Hemetsberger (+3,03) und Johannes Strolz (+3,11) gab es keine Weltcup-Punkte.
Dementsprechend enttäuscht war auch Ski-Experte Hans Knauß bei der Analyse nach dem Rennen: „Haben wir Zeit?“, fragte der 52-Jährige zu Beginn ORF-Moderator Rainer Pariasek und gab den Zusehern damit schon zu verstehen, dass sein Aufarbeiten wohl länger dauern wird und wenig schmeichelhaft für die ÖSV-Abfahrer ausfallen wird. Als Pariasek die Frage bejaht, legt der Schladminger los: „Das Problem liegt aus meiner Sicht nicht nur bei dieser Mannschaft, die wir hier gerade gesehen haben. Die ist nicht schlecht und auch die Trainer sind gut, das sind die besten. Das Problem liegt zehn Jahre zurück, da haben wir vergessen, Veranstaltungen zu machen, also FIS- oder Europacuprennen. Da passiert gar nichts mehr in Österreich bzw. nur sehr wenig. Nur Saalbach hat sich da dahintergeklemmt und macht etwas.“
Die logische Konsequenz für Knauß? „Es fehlt die Breite. Dadurch fehlt den Trainern der Nachschub, die zweite Garnitur, die für Konkurrenz und Druck sorgt. Da ist viel zu wenig passiert, vor allem wenn man bedenkt, dass wir die Ski-Nation Nummer eins sein sollten. Früher haben die anderen Länder auf uns geschaut. Seit zehn, 15 Jahren ist es umgekehrt, wir sind auf dem Niveau von damals stehengeblieben. Das müssen das jetzt dringend ändern.“
Schwächen zu wenig ausgemerzt
Von Pariasek angesprochen auf die einzelnen ÖSV-Fahrer, die in Wengen hinterherfuhren, wollte sich der zweifache WM-Silbermedaillengewinner nicht auf eine Abrechnung mit Kriechmayr, Striedinger und Co. einlassen, sondern ortete generelle Probleme: „Es trainieren immer die gleichen miteinander, da dreht man sich im Kreis. Man versucht in der Trainingsgruppe, das Niveau hochzuhalten, das passt alles, aber man arbeitet zu wenig an den eigenen Schwächen.“ Auch den steigenden Druck machte Knauß für die durchwachsenen ÖSV-Leistungen verantwortlich.
Lob gab es von Knauß naturgemäß für Sieger Odermatt. „Wenn er die nächsten ein, zwei Wochen gesund bleibt, kann man ihm schon die ersten Kugeln überreichen, damit er am Ende der Saison nicht zu schwer tragen braucht“, scherzte der Steirer.
Hier sehen Sie die ganze Analyse!