Es war historisch. Der 21. Dezember 1998 brachte im Super-G-Weltcup am Patscherkofel ein Ergebnis, dass es so sportartenübergreifend noch nie gab und dass es wohl auch nie wieder geben wird: einen Neunfachtriumph einer Nation. Neun Läufer eines Landes, bevor der erste „Ausländer“ kam. Dessen Name könnte man wohl bis heute in der Millionenshow als „Millionenfrage“ stellen: War es a.) Didier Cuche (SUI), b.) Kjetil Andre Aamodt (NOR) c.) Lasse Paulsen (NOR) oder d.) Daron Rahlves (USA)? Die richtige Antwort ist übrigens: c.) Lasse Paulsen. Einfacher wäre es wohl, jene neun Mann zu benennen, die für diesen Triumph gesorgt haben: Hermann Maier, Christian Mayer, Fritz Strobl, Stephan Eberharter, Rainer Salzgeber, Hans Knauß, Patrick Wirth, Andreas Schifferer und Werner Franz.
Es gab an diesem Tag einige Besonderheiten, die diesen Triumph möglich machten: Da war einmal das Wetter, denn in den frühen Morgenstunden glaubte niemand daran, dass ein Rennen stattfinden könnte. Es gelang, weil es ein einstündiges Fenster zwischen 14 und 15 Uhr gab – das reichte. Dazu kam: Außer den Österreichern wollte kaum jemand dieses (eingeschobene) Rennen, alle wollten schon nach Hause; und mussten trotzdem warten. Die Österreicher waren zudem „aufmunitioniert“, hatte es doch am Tag davor im Riesentorlauf von Alta Badia eine historische Schlappe gegeben, nach der sogar spekuliert worden war, dass die einzelnen Gruppen der Österreicher gegeneinander arbeiten. Tags darauf war alles anders.
Und dann ist da die Tatsache, dass der Patscherkofel es immer gut mit den Österreichern meinte: 1964 holte Egon Zimmermann hier Olympiagold, 1976 fuhr Franz Klammer zum legendären Abfahrtstriumph, da war klar, dass auch 1998 ein Österreicher gewinnen würde. Es mag kein Zufall sein, dass es Hermann Maier war, der sich dann auch mit Klammer verglich: „Er ist damals viel geflogen, auch ich bin ziemlich in der Gegend herumgefahren“, meinte der Salzburger.
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Womit wir bei der größten Besonderheit sind. Denn obwohl der Neunfachsieg historisch war und ist: Zufrieden waren an diesem Tag die wenigsten. Hermann Maier sah seine Fahrt als fehlerhaft an, von Stephan Eberharter bis zum achtplatzierten Andreas Schifferer fühlten sich alle als die Geschlagenen des Tages. Und der neuntplatzierte Werner Franz hatte überhaupt mit einer Krankheit zu kämpfen. „Ganz ehrlich, mich hat alles nur angezipft, ich wollte nur ins Hotel“, sagt er 25 Jahre später. Mit ein Grund, warum es auch kein Foto aller neun Fahrer gibt, die sich nur einmal kurz für den ORF zusammenstellten. Dann ergriff Franz die Flucht. „Ich habe unserem Pressebetreuer gesagt, dass er mich gern haben kann, und bin gegangen, weil mir so übel war“, erzählt er.
Was allen erst auf der Heimfahrt – und weil es das letzte Rennen vor Weihnachten war, erfolgte der Aufbruch beinahe fluchtartig – klar wurde, drückte Christian Mayer bei ServusTV so aus: „Beim Nach-Hause-Fahren habe ich realisiert, dass es so was wohl nicht mehr geben wird.“ Wie wahr. So wird dieser Tag als einer der erfolgreichsten in der Geschichte verankert bleiben. Aber für alle, die dabei waren, bleibt er ein Tag, an dem die meisten mit der Historie unzufrieden waren.
PS: Am Start standen damals übrigens nicht neun, sondern elf Österreicher. 16. wurde damals Josef „Pepi“ Strobl, Christoph Gruber kam auf Rang 18.