An sich wollte Roland Leitinger am Sonntag lieber in Alta Badia am Start stehen. Doch das wird es nie mehr geben. Der Riesentorlauf-Spezialist und Vizeweltmeister von St. Moritz 2017 gab am Sonntag unweit der Gran Risa seinen Rücktritt vom aktiven Skisport bekannt. Der Salzburger galt lange Zeit als große Hoffnung, wurde aber immer wieder durch schwere Verletzungen gebremst. Den letzten Kreuzbandriss erlitt er am Tag nach seinem ersten Podestplatz in einem Weltcup-Riesentorlauf: In Sölden war er 2021 Zweiter geworden, auf der Reiteralm platzte nur kurz darauf jede Hoffnung, sich endlich dauerhaft in der Weltspitze zu etablieren.

Diese Einschnitt sei damals „ein Kapitalschaden für die Motivation“ gewesen, sagte er nach dem Kreuzbandriss auf dem Weg zurück, schon damals war ein Karriereende im Raum gestanden, zumal der Heilungsprozess nicht ohne Schwierigkeiten verlaufen war. Nach der Rückkehr gab es keinen Platz mehr in den besten 20, zuletzt in Val d‘Isère war Leitinger ausgeschieden, die Startnummer war bereits jenseits der 50. Und: Mit Noel Zwischenbrugger und Joshua Sturm gibt es zumindest zwei Jüngere, die nachdrängen. „Skifahren macht keinen Spaß, wenn man es nicht schmerzfrei und befreit machen kann“, hatte er vor wenigen Wochen schon erklärt.

Nun hat der ewige Kampf zurück nach Verletzungen ein Ende. Und Leitinger kann sich ganz der Familie und seiner Frau Simone widmen, die im März das erste gemeinsame Kind erwartet. Zum Abschluss gab es in Alta Badia im Teamhotel „Posta Zirm“ in Corvara Standing Ovations der Teamkameraden. Und die Erklärung: „Nach dem Rennen in Val d‘Isère habe ich gespürt, dass es nicht mehr geht. Es ist hart, aber es fühlt sich richtig an.“

Und weiter: „Ich habe nach der letzten Verletzung noch einmal alles reingehaut, viel Herzblut investiert. Aber es ist nicht mehr gegangen.“ Seine Höhepunkte? „Natürlich die Silberne bei der WM, dann auch, dass ich es geschafft habe, die Europacup-Gesamtwertung zu gewinnen. Und dann der zweite Platz in Sölden, das war mega, auch die Vorbereitung davor.“ Dann aber kam es vor zwei Jahren wie so oft: „Ich habe mich zum falschen Zeitpunkt verletzt.“

Wie es jetzt weitergeht? Frau Simone erwartet das erste Kind, passend gab es von Generalsekretär Christian Scherer Strampelhöschen in Rosa und Blau. Und auch von Sportdirektor Herbert Mandl gab es zum Abschied ein präsent. Und: Der ausgebildete Zoll-Beamte kann beruflich sofort in den Zoll einsteigen. Für die Zukunft? „Der Weg wird sich weisen. Aber der Skisport hat mir so viel gegeben, dass ich der Ski-Familie gerne erhalten bleiben würde. Und ich will dem Skiland Österreich noch was zurück geben.“