Ausgerechnet bei seiner alten Liebe in Salzburg steht Roger Schmidt am Dienstag (21.00 Uhr/live Sky und DAZN) in der Champions League als Trainer von Benfica Lissabon gehörig unter Druck. Die Portugiesen benötigen einen Sieg mit zumindest zwei Toren Unterschied, um auf Kosten der Salzburger noch im Fußball-Europacup zu überwintern. Gelingt dies nicht, könnte es für Schmidt eng werden. Die Benfica-Fans gingen mit ihrem Meistertrainer zuletzt hart ins Gericht - und umgekehrt.
Portugiesische Medien rechneten am Wochenende nach der verpatzten Generalprobe gegen Farense (1:1) bereits vor, was eine Trennung von Schmidt Benfica kosten würde. „Wenn ich das Problem bin, mache ich gerne Platz für jemand besseren“, versicherte der Deutsche nach dem dritten Pflichtspiel-Remis in Folge. Club-Präsident Rui Costa sprach seinem Coach aber das Vertrauen aus. „Das ist der Trainer, der bei Benfica weitermachen und uns zu weiteren Titeln führen wird“, betonte der portugiesische Ex-Internationale.
In der Vorsaison hatte Schmidt dem Club auf Anhieb den ersten Meistertitel seit 2019 und die Teilnahme am CL-Viertelfinale beschert. Seinen Kredit hat der 56-Jährige bei einem Teil der Anhängerschaft mittlerweile aber verspielt. Gegen Mittelständler Farense wurden insbesondere seine Wechsel mit Pfeifkonzerten und Buhrufen bedacht. Schmidt vermisste die Unterstützung für sein Team: „Sie respektieren die Spieler nicht, sie respektieren den Trainer nicht und sie respektieren Benfica nicht. Wenn das so ist, sollten sie lieber zu Hause bleiben.“
Mit Anfeindungen aus dem eigenen Lager muss sich Schmidt zumindest in Salzburg nicht auseinandersetzen. Die UEFA hat für die Partie keine Benfica-Fans zugelassen, weil diese bei der vergangenen CL-Auswärtsreise im November bei Real Sociedad in San Sebastian (1:3) pyrotechnische Gegenstände auf das Spielfeld geworfen hatten. Benfica erhielt lediglich 200 VIP- und Kategorie-A-Tickets, der Gästesektor in Wals-Siezenheim bleibt leer. Bis Sonntag waren 26.000 Tickets verkauft, Restkarten für den Showdown waren noch erhältlich.
Auch für Salzburg geht es darum, in Europa zu überwintern. Das ist dem Serienmeister seit 2017 immer gelungen. „In so einer Gruppe wäre das ein echter Erfolg“, betonte Salzburgs Sportdirektor Bernhard Seonbuchner. Die Bullen haben gute Karten, nach dem 2:0-Sieg im Hinspiel in Lissabon würde auch eine Niederlage mit einem Tor Differenz zum dritten Gruppenplatz und dem Umstieg in die Europa-League-Zwischenrunde reichen.
„Keinesfalls werden wir die Parole Unentschieden ausgeben. Das passt nicht zu unserem Naturell und entspricht auch nicht unserer Idee von Fußball“, erklärte Trainer Gerhard Struber, der neben Oumar Solet (Oberschenkelverletzung), Aleksa Terzic (Adduktorenverletzung) und Maurits Kjaergaard (Schulter-OP) auch Mittelfeldmann Nicolas Capaldo vorgeben muss. Der Argentinier hat sich laut Clubangaben am Samstag beim 1:0-Ligasieg bei Rapid eine Knieverletzung zugezogen.
In Gruppe D stehen Real Sociedad und Inter Mailand als Achtelfinalisten fest. Dabei wurde eigentlich Benfica als portugiesischer Meister aus Topf 1 gezogen. Tabellenführer ist das Topf-4-Team aus San Sebastian. „Das sagt alles über die Gruppe“, meinte Seonbuchner. Benfica hat in dieser erst einen Punkt geholt. In der heimischen Liga liegt der Rekordmeister einen Zähler hinter den Erzrivalen Sporting und FC Porto auf Rang drei. Schmidts Vertrag läuft bis 2026. Mit Salzburg war der Deutsche 2014 Meister und stand im Achtelfinale der Europa League.