Die Gedanken sind auf die Weltmeisterschaft fokussiert – und dennoch schwingt die Zukunft in den Köpfen der österreichischen Teamspielerinnen mit. Heute beginnen die Weltspiele in Norwegen für das Team von Trainer Herbert Müller mit dem Spiel gegen Südkorea (18 Uhr). In genau einem Jahr wird die Nation Gastgeber einer EM sein. Das Ziel bei dieser WM ist das Erreichen der Hauptrunde, dafür muss in Vierergruppe C zumindest der dritte Platz her. Doch geht es für Müller um weit mehr als den aktuellen Erfolg. „Es ist im Hinblick auf die Heim-EM wichtig, dass die Mannschaft es lernt, ein Großereignis zu spielen, sich an den Tagesablauf und den Rhythmus zu gewöhnen.“ So eine hohe Intensität von Spielen alle zwei Tage etwa gebe es in keinem Verein.

Zum Auftakt geht es gegen Asienmeister Korea, dann warten Norwegen (Freitag, 20.30) und Grönland. Die Südkoreanerinnen zählen zum Stamm bei internationalen Großereignissen, waren 1995 sogar Olympiasiegerinnen. „Sie spielen einen unorthodoxen Handball, sehr schnell und in Kleingruppen“, erklärt Österreichs Torfrau Petra Blazek (36). Dennoch sei ein Sieg heute in Reichweite: „Wir sind als Mannschaft so weit, dass wir solche Gegner schlagen können.“ Die 15 Jahre jüngere Katarina Pandza fügt an: „Gegen schnelle, quirlige, kleine Spielerinnen tun wir uns immer ein bisschen schwerer. Aber wenn wir in der Defensive gut nachschieben, können wir sie schlagen.“

Erfahrung für Heim-EM sammeln

Sein Team sieht Trainer Müller als eine „gute Mischung, in der junge Spielerinnen von den routinierteren etwas lernen können“. Erfahrung ist auch ein Schlüsselwort auf dem Weg zur Euro 2024 – auch was die Atmosphäre in der Halle betrifft. Im handballbegeisterten Norwegen wird nicht nur bei den Spielen der Gastgeberinnen reges Treiben auf den Rängen erwartet. Müller: „Das zu erleben kann sehr hilfreich sein, wenn die Euphorie nächstes Jahr noch größer sein wird.“

Für einige Spielerinnen ist es nach der WM 2021 das zweite Großereignis, doch spielen die Titelkämpfe von Spanien in den Köpfen der Damen keine allzu große Rolle mehr. Schwer von Corona getroffen war Österreich alles andere als im Vollbesitz der Kräfte. „Da reden wir nicht mehr drüber, weil wir nicht mit dem gesamten Team auftreten konnten“, sagt Blazek, die wie Pandza und weitere Spielerinnen zumindest phasenweise ausgefallen waren. Selbst Müller hatte die WM damals vor dem Fernseher verfolgen müssen. Bei dieser WM soll das Team nun „wachsen“.