Ein Klimaprotest der „Letzten Generation“ hat den historischen Triumph der österreichischen Slalommänner in Gurgl am Samstag überschattet. Die Aktivisten sorgten vor den Top fünf des zweiten Durchgangs für eine gut zehnminütige Unterbrechung. Mehrere Menschen stürmten den Zielbereich und gossen am Schnee orange Farbe aus. Sicherheitskräfte führten sie unter Buhrufen der Fans weg, eine Person wurde auch liegend aus dem Ziel gezogen. Bereits vor dem Weltcupauftakt in Sölden hatten Aktivisten die Passstraße gesperrt.
„Ich bedaure, dass eine Minderheit in der Gesellschaft leider mit gesetzeswidrigen Handlungen für Aufmerksamkeit sorgen möchte. Solche Aktionen tragen sicher nicht dazu bei, dass die Akzeptanz für diese Gruppe größer wird“, sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer zur APA – Austria Presse Agentur. „Sie sind angehalten, ihre Handlungen ganz klar zu überdenken.“
Eine im Anschluss vom ORF-Fernsehen interviewte, an dem Protest beteiligte Aktivisten sagte, die Aktion habe sich nicht gegen die Sportler oder die Fans gerichtet. „Wir nutzen diese Fläche, um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, dass wir in die Klimakatastrophe reinsteuern und dass wir was ändern müssen“, betonte die junge Frau.
Es sollte vielmehr die Regierung die Vorschläge des Klimarates umsetzen, meinte auch ein Kollege von ihr. Man sei da, „damit die Regierung endlich handelt, damit sie die Maßnahmen umsetzt, dass wir in 30 Jahren auch noch Ski fahren können“, sagte er.
Henrik Kristoffersen außer sich
Die Polizei habe die Personendaten aufgenommen, erläuterte Scherer, die Konsequenzen seien offen. „Es ist wohl ein Verstoß gegen die Hausordnung und wahrscheinlich auch eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Es wird polizeiliche Ermittlungen geben und dann die notwendigen Konsequenzen“, sagte Scherer. „Wir waren zu weit weg. Wir müssen uns positionsmäßig besser aufstellen, um schneller zu reagieren“, forderte FIS-Renndirektor Markus Waldner im ORF.
Den Ausgang des Rennens sah er durch die Aktion nicht beeinflusst – im Gegensatz zu einigen Läufern. Ein beteiligter Aktivist entgegnete im ORF-Interview, man habe geschaut, „dass wir im Zielbereich sind, dass wir die Strecke nicht beeinträchtigen“. Die Farbe sei aus Maisstärke und „überhaupt nichts Giftiges“.
Zumindest zwei Weltcupathleten versuchten, die Aktivsten mit Schneebällen zu treffen. Auch der Norweger Henrik Kristoffersen gab sich fuchsteufelswild – angeblich mit Blick auf den noch am Start stehenden Teamkollegen. „Er wollte verhindern, dass es zu einer zu langen Unterbrechung kommt, deshalb war er so emotional“, sagte Scherer, der sich kurz im intensiven Austausch mit Kristoffersen befand.
Rennsieger Manuel Feller meinte, es sei wichtig, „dass es Leute gibt, die sich für so etwas einsetzen“. Andererseits warf er ein: „Wenn ich mich da ins Ziel reinhaue, darf ich gar keine Veranstaltung mehr machen.“ Der Skisport mache es „schon sehr, sehr gut“, er wisse nicht, was es „da groß zu diskutieren gibt“.
OK-Chef Alban Scheiber erklärte, man habe ein Green Event veranstaltet und danach getrachtet, unterschiedliche Aspekte möglichst nachhaltig zu organisieren. „Mehr kann man ja gar nicht machen im ersten Jahr, und dann passiert so etwas. Da ist man schon sehr sauer“, betonte er. „Viel grüner, wie das alles da organisiert ist, kann man es nicht machen“, sagte auch Michael Matt.