Mit drei Wochen Verspätung und einem rein österreichischen Podest ist das erste Weltcupskirennen der Männer in dieser Saison über die Bühne gegangen. Beim Slalom in Hochgurgl am Samstag setzte sich Manuel Feller vor Marco Schwarz und Michael Matt durch. Für den Tiroler, der bereits zur Halbzeit in Front gelegen war, war es der dritte Weltcuperfolg. Für ein Störfeuer sorgten Klimaaktivisten mit einer Protestaktion kurz vor der Entscheidung.

Feller brachte erstmals eine Führung nach dem ersten Durchgang hinunter. Zuletzt hatte er am 21. März 2021 in Lenzerheide ein Rennen für sich entschieden, alle seine drei Siege fuhr er in Slaloms ein. In der gesamten vergangenen Saison hatte kein Österreicher einen Slalom gewonnen. Der letzte ÖSV-Gewinner vor dem Heimevent in Hochgurgl war am 9. Jänner 2022 in Adelboden Johannes Strolz gewesen.

„Natürlich spielen sich da Szenarien im Kopf ab, die hat man einfach nicht unter Kontrolle. Aber ich habe immer versucht, mich auf das zu fokussieren, was ich zu tun habe“, erklärte Feller im ORF-Interview. Der 31-Jährige sprach auch an, dass sich das Ende des Rennens durch die Protestaktion etwas verzögert hatte und die Sicht schlechter geworden war. Letztlich kam es aber zu einem Happy End für ihn. „Ich glaube, es gibt nichts Schöneres, als zu gewinnen – außer zu gewinnen und mit zwei Teamkollegen am Podium zu stehen“, sagte Feller.

„Fast schon kitschig. Eine traumhafte Kulisse, ein super Skirennen. Ich bin gerührt, es macht mich sehr stolz, wie sie Ski gefahren sind“, lautete die erste Reaktion von Österreichs Cheftrainer Marko Pfeifer dazu. Einen ÖSV-Dreifachtriumph hatte es zuletzt bei der WM 2019 in Aare gegeben, als Marcel Hirscher vor Matt und Schwarz gewann – mit Pfeifer als Technik-Chefcoach. Im Weltcup hatten am 14. Jänner 2001 in Wengen sogar fünf Österreicher die ersten fünf Slalomränge besetzt.

Schwarz: „Mir macht Slalom nach wie vor irrsinnig viel Spaß“

Der zum Allrounder mutierte Schwarz sagte, der Slalom sei noch immer seine große Liebe. „Natürlich wird es jetzt schon auch Richtung Speed gehen, aber nach wie vor macht mir das Slalomfahren irrsinnig viel Spaß.“ Der Kärntner war in der Vorwoche vorzeitig aus Zermatt abgereist, wo zwei Abfahrten letztlich wetterbedingt abgesagt werden mussten, um auf dem Rennhang Slalom zu trainieren. Diese Entscheidung habe sich als richtig herausgestellt, bekräftigte er.

Matt hatte erst kurz vor der Saison erneut die Skimarke gewechselt. Aufgrund einer sportlich schwierigen vergangenen Saison mit wenigen Lichtblicken war der Tiroler mit der hohen Startnummer 27 ins Rennen gegangen. „Es ist sehr viel gehangen an dem Rennen“, meinte Matt. „Aber wenn das Gefühl passt und das Material passt, dann sieht man eh, dass gleich ein Sprung nach vorne möglich ist.“

Fabio Gstrein kam als Achter ebenfalls in die Top Ten. Dominik Raschner belegte den 17. Platz, Simon Rueland holte als 27. seine ersten Punkte im Weltcup. Adrian Pertl und Strolz schieden nach Einfädlern aus.

Klimaaktivisten sorgten für Unterbrechung

Feller hatte nach dem ersten Durchgang 0,94 Sekunden Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Clément Noël gehabt. Im Ziel meinte er, die Fahrt habe sich „definitiv nicht so gut“ angefühlt, wie es die Zeit aussagen würde. „Aber lieber ist es mir so als umgekehrt.“ Gstrein überbrückte die Pause zwischen den zwei Läufen als Dritter, Schwarz war Fünfter, Matt auf dem 17. Platz. Im drehender gesetzten zweiten Lauf griffen Matt und Schwarz voll an, Feller rettete aber 23 Hundertstelsekunden Vorsprung ins Ziel.

Der zweite Durchgang war wegen eines Klimaprotests für gut zehn Minuten unterbrochen. Vor den Top fünf verschafften sich Aktivisten der „Letzten Generation“ Zutritt zum Zielbereich und versprühten orange Farbe auf dem Schnee. Schon kurz darauf wurden sie aus der für die Sportler reservierten Zone geleitet. Auf TV-Bildern war ein wutentbrannter Norweger Henrik Kristoffersen im Zielraum zu sehen, der offenbar auf einen Aktivisten zustürmte. Fans quittierten die Aktion mit Buh-Rufen, vereinzelt wurden Schneebälle geworfen.

Unmittelbar nach der Unterbrechung musste Kristoffersens Teamkollege Alexander Steen Olsen auf die Piste, er fiel auf den 18. Endrang zurück. Der nach ihm gestartete Loic Meillard schied aus, Gstrein hatte dann ebenfalls Probleme. Seiner Meinung nach haben die Aktivisten somit durchaus den Ausgang des Rennens beeinflusst.