Das Match hätte auch einen anderen Verlauf nehmen können, aber vom Alternativ-Programm nahm der Gegner letztlich gnädigerweise Abstand. Das letzte Spiel von Österreichs Fußballteam in dieser EM-Qualifikation knüpfte dort an, wo das vorletzte geendet hatte, nämlich mit einem Glücksmoment für Ralf Rangnicks Buben. In Baku hatte Aserbaidschan in der Nachspielzeit eine Topchance auf das 1:1, in Tallinn vollbrachte Estlands Vlasiy Sinyavskij das Kunststück, den Ball aus eineinhalb Metern über das Tor zu setzen. Die Österreicher ließen sich den Schreckmoment nicht anmerken und kamen nach einem über die gesamte Spielzeit dominant ausgeführten Match zu einem in weiterer Folge nie mehr gefährdeten 2:0-Erfolg.

Vorerst führt Österreich die Gruppe an

Dieser bringt vorerst die Tabellenführung in der Quali-Gruppe F, die allerdings nur dann dauerhaften Bestand haben würde, wenn Belgien am Sonntag das Heimspiel gegen Aserbaidschan nicht gewinnen sollte. Tritt der erwartete Fall ein, hat Österreich jedoch noch eine große Chance., am 2. Dezember in Hamburg aus dem zweiten Lostopf gezogen zu werden. Schottland, der letzte verbliebene Rivale in dieser eigenen Wertung, schaffte am Donnerstag gerade noch ein 2:2 in Georgien und liegt mit Österreich gleichauf. Sollten die Schotten ihr abschließendes Match am Sonntag gegen Norwegen nicht gewinnen, ist Rangnicks Team bester Gruppenzweiter.

Die Österreicher verloren keine Zeit, im Wissen, dass viel Bewegung erstens ein probates Rezept gegen die Kälte (minus 2 Grad) war und zweitens bei den extrem defensiv eingestellten Esten Unordnung hervorrufen könnte. Das erwies sich im weiteren Verlauf der Partie als zutreffend und aus einer schönen Kombination heraus sorgte Konrad Laimer nach einem perfekten Zuspiel von Xaver Schlager in der 26. Minute für die österreichische Führung. Der Treffer erhöhte das Sicherheitsgefühl bei den Gästen, die ihr Angriffsspiel weiterhin konsequent und mit der nötigen Ruhe durchzogen und in der 40. Minute auf 2:0 erhöhten. Philipp Lienhart köpfelte nach einem Eckball von David Alaba ein. Noch vor der Pause hätte Marcel Sabitzer auf 3:0 erhöhen können, aber irgendwie wurde der Ball noch abgeblockt.

Dem Teamchef genügte der Vorsprung, um bereits verschiedene Personalvarianten auszuprobieren und auch Marko Arnautovic mit einem Einsatz ab der 46. Minute etwas mehr Spielpraxis als derzeit bei seinem Verein Inter Mailand zu ermöglichen. Der Ball lief durch die rot-weiß-roten Reihen, und wenn er aus der vorgedachten Spur geriet, lag das nicht an einem holprigen österreichischen Spiel, sondern an der ausgeprägten Unebenheit des wie aufgetaut wirkenden Platzes in der A. Le-Coq-Arena. Estland wurde völlig zurückgedrängt, aber ein weiterer Treffer blieb den Österreichern vorerst versagt, in erster Linie durch mangelnde Konzentration im Abschluss. Michael Gregoritsch & Co. verfehlten schlicht wiederholt das gegnerische Tor.

Kalajdzic und Lienhart vergaben weitere Topchancen

Der später gegen Sasa Kalajdzic ausgewechselte Stürmer vergab ebenso wie kurz vor Schluss Lienhart, um nur die beiden größten Gelegenheiten hervorzuheben. Ein weiterer Treffer hätte das Match perfekt abgerundet, aber sich darüber zu echauffieren, ist angesichts dieser errfolgreichen EM-Qualifikation Jammern auf hohem Niveau. In der Schlussphase gab es noch bange Momente, als sich Arnautovic nach einem Schlag an die Innenseite des Oberschenkels geraume Zeit auf dem Boden wälzte, aber dann zur Erleichterung aller wieder auf den Platz zurückkehrte und die Partie zu Ende spielte. Bis zum großen Jahres-Abschluss am Dienstag in Wien gegen Deutschland bleiben nun einige Tage zur Erholung und gezielten Vorbereitung.