Wie eng Freud und Leid im alpinen Skisport beieinander liegen, musste Technik-Ass Marie Therese Sporer schon des Öfteren erleben – auch beim Slalom-Auftakt in Levi. Nachdem die 27-Jährige nach der Vorsaison aus dem ÖSV-Kader gefallen war, reiste sie auf eigene Kosten in den hohen Norden, bestritt dort die interne Qualifikation und schaffte es auch ins rot-weiß-rote Aufgebot. Auf die Erleichterung folgte im ersten Rennen nach einem Ausfall pure Enttäuschung. „Ich habe vor Levi gewusst, dass ich abliefern muss“, sagte die Tirolerin. Im zweiten Slalom stand sie dann mit dem Rücken zur Wand, ging mit Startnummer 51 ins Rennen und lieferte dann auch ab. Mit einem sensationellen zweiten Lauf sicherte sie sich Platz 13 – ihr besten Ergebnis im Weltcup.
Die Freude darüber kannte aufgrund der turbulenten Vorgeschichte keine Grenzen. „Ich habe nie aufgehört, daran zu glauben und habe immer gewusst, dass ich das Potenzial habe. Die Trainingstage waren schon gut und ich habe gewusst, dass ich ans Limit gehen muss. Zum Glück haben die Ski immer nach unten gezeigt und deshalb bin ich überglücklich.“ Von Glücksgefühlen war das Technik-Ass die vergangenen Jahre manchmal aber mehr als ein paar Hundertstelsekunden entfernt. 2020 stellte sie ihre Ski schon einmal „ins Eck“, kämpfte als aufstrebendes Talent nach einer Verletzung mit Erschöpfungsdepressionen. Auf ihrer Rückkehr folgte 2022 eine schwerwiegende Schulterverletzung und nach ihrem Comeback der Rauswurf aus dem ÖSV-Kader. „Ich hätte nicht gedacht, dass mich die Schulterverletzung so aus der Bahn wirft. Ich war in der Vorsaison weder mental noch körperlich fit für den Weltcup.“
Operation löste mehrere Probleme
Wie schwerwiegend die Einschränkungen waren, zeigte sich auch im Alltag. „Ich hatte sogar Schmerzen, wenn ich ein Glas in den Schrank stellen wollte. Wie willst du dann im Ski-Weltcup performen?“ Deshalb entschied sich Sporer für eine erneute Operation, die alles verändern sollte. „Die OP hat dann nicht nur die Probleme in der Schulter gelöst, sondern auch ganz andere Sachen. Ich bin mental und körperlich fit und habe wieder viel mehr Vertrauen ins Skifahren“, sagt sie. Was dieses Vertrauen bewirken kann, zeigte sich jüngst in Levi mit Platz 13. Die Reise dorthin war aber mit vielen Strapazen verbunden. Nachdem sie aus dem ÖSV-Kader geflogen war, musste sie den Trip in den hohen Norden selbst finanzieren, klapperte dafür im Vorfeld zahlreiche Firmen und Sponsoren ab. „Fragen kostet ja nichts, habe ich mir gedacht und tatsächlich habe ich viel Unterstützung bekommen auf meinem Weg.“ Mit der erfolgreichen Levi-Qualifikation und ihrem Antreten im Rennen bekam sie das Geld vom ÖSV rückerstattet.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Bereits in Levi gab es Gespräche zwischen Verband und Athletin, dank eines Trainerentscheids darf sie auch fix mit zum Training in die USA und hat ihren Startplatz für den nächsten Weltcup-Slalom in Killington sicher. „Was danach kommt, weiß ich nicht. Ich schaue derzeit einfach von Woche zu Woche. Da ich kein Kadermitglied bin, kann ich nicht weit vorausplanen. Ich muss jetzt einfach mein Bestes geben.“ Bei all den Unsicherheiten gibt es seit langer Zeit aber eine Konstante: Papa Helmut. Der ist nämlich Servicemann und „sowieso Mädchen für alles“, wie Sporer scherzt. „Es ist einfach schön, wenn die Familie hinter dir steht. Dass mein Papa den ganzen Zirkus mitmacht, ist unglaublich. Ich bin sehr dankbar dafür. Er fängt mich immer wieder auf und ist mein Fels in der Brandung.“