Die Hoffnung, beim Heimturnier die Kurve zu kratzen, hat sich für Dominic Thiem nicht erfüllt. Nach seinem Erstrunden-Aus bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas am Dienstag steht der 30-jährige Niederösterreicher im Ranking noch schlechter als am Ende des vergangenen Jahres da. Ans Aufgeben denkt er noch nicht. „Draufhaben tue ich es, das habe ich heute gesehen und ein paar Mal in diesem Jahr“, sagte Thiem.
Allgemein habe er aber seine Leistung viel zu selten auf die Platte gebracht. Als Beispiele nannte er die Turniere Antwerpen, Astana oder Bratislava. „Da ist es nicht auf Kleinigkeiten angekommen, da habe ich meine Leistung nicht gebracht. Das muss ich ändern im Hinblick auf nächstes Jahr“, sprach der ÖTV-Akteur Klartext. Das Gleiche habe er aber nach seinem Wien-Out 2022 (Achtelfinale) gesagt. „Jetzt stehe ich wieder an der gleichen Stelle, also ist es mir 2023 nicht gelungen, das zu schaffen. Ich werde schauen, dass es mir 2024 gelingt“, sagte Thiem. „Wenn ich das schaffe, wird es noch einmal was, wenn nicht, schaut es düster aus.“
Noch ist das nicht der Fall. Der 17-fache ATP-Turniersieger nahm vom dritten knapp verlorenen Saisonduell mit Tsitsipas nach eigenen Angaben nur Gutes mit. „Die Schläge fühlen sich gut an. Ich brauche die Grundintensität, genau wie ich mich heute präsentiert habe. Dass die Bälle auch die Wucht haben, um dem Gegner richtig weh zu tun“, erläuterte Thiem. Mehrere Netzangriffe gegen den Griechen seien ein Zeichen dafür gewesen, dass er generell aggressiv und in vielen Ballwechseln obenauf gewesen sei. „An der Leistung heute liegt es sicher nicht, dass ich dort stehe, wo ich nicht stehen will.“
Noch weist ihn der ATP-Computer als Nummer 99 aus, kommende Woche wird er abseits der Top 100 zurückrutschen. Um das noch zu korrigieren, sind erfolgreiche Auftritte in Paris-Bercy, wo er Ende der Woche in der Quali sein Glück versuchen will und danach in Metz oder Sofia nötig. „Wenn ich es dort schaffe, mich wie jetzt hier zu präsentieren und Siege einfahre, dann ist die direkte Qualifikation für Australien drinnen. Das ist auch mein großes Ziel“, verlautete der von einer Gastritis genesene Thiem.
Zusätzliche Auftritte bei Challengern, um eventuell weitere Punkte zu sammeln, wird es fix nicht geben. „Ich habe das ganze Jahr Zeit gehabt, Punkte zu sammeln, und habe zu viele Chancen verstreichen lassen. Wenn es sich für den Hauptbewerb in Australien nicht ausgeht, dann war ich einfach unfähig und muss dann eben in die Quali“, legte sich Thiem fest. Neben dem großen Highlight mit dem Kitzbühel-Finale gab es für ihn 2023 nur zwei Viertelfinali auf der Tour und einen Erstrundensieg (New York) bei den vier Majors.
Eine vernichtende Bilanz für eine ehemalige Nummer drei der Welt. „Ich bin sicher, dass nächstes Jahr für ihn besser wird als dieses“, sagte Tsitsipas. Thiem habe ein sehr gutes, solides Level. „Er hat die Bälle sehr gut geschlagen, sich gut bewegt, mich auch laufen lassen. Ich musste um jeden Punkt kämpfen, es war nicht einfach“, analysierte der Grieche. Er war sich auch bewusst, dass Thiem das Tiebreak gewinnen hätte können. „Ein paar Punkte haben den Ausschlag gegeben.“
Auch Lob von Zverev
Schon am Tag zuvor hatte sich auch Alexander Zverev nach gemeinsamen Trainingseinheiten in Wien positiv über Thiem geäußert. „Er haut wieder auf den Ball drauf, wie kein anderer“, schilderte der Deutsche seine Erlebnisse. Der Niederösterreicher spiele wieder so wie früher, nicht wie Anfang des Jahres, wo die Vorhand nach überstandener Handgelenksverletzung noch unstabil gewesen sei und befinde sich auch physisch in einem guten Zustand. „Er muss in meinen Augen wieder ein-, zweimal richtig große Spieler schlagen, dann kann es schnell wieder gehen. Er ist gut genug, um wieder nach oben zu kommen.“
Auch Österreichs Sportdirektor hat die Hoffnung da noch nicht aufgegeben. „Es ist schwierig, aber definitiv nicht unmöglich“, sagte Jürgen Melzer. Bitter ist für ihn und auch die Veranstalter, dass nach dem Montag-Aus von Sebastian Ofner und Filip Misolic keine Lokalmatadore mehr im Einzel-Achtelfinale dabei sind. „Man muss aber realistisch gesehen sagen, dass auch keiner Favorit war“, betonte Melzer.