Trotz eines überdurchschnittlich warmen Spätsommers stimmt der Fokus bei ÖSV-Ass Manuel Feller vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden. Die anhaltend hohen Temperaturen machten ihm nichts aus. „Um ehrlich zu sein, hatte ich schon lange keine Badehose mehr an“, scherzt der 31-Jährige. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen liegen intensive Trainingswochen in Chile hinter ihm, zum anderen ist Bademode beim Konditionstraining in der Heimat ohnehin fehl am Platz. Und das hat Feller zur Genüge absolviert: „Ich fühle mich absolut bereits, habe endlich wieder Spaß am Skifahren. Und konditionell habe ich am Gletscher selten so wenig geschnauft.“
Der „Spaß“ am Skifahren, wie es Feller nennt, ging in einer herausfordernden Vorsaison nicht nur einmal verloren. Nach einem starken Saisonstart hatte er körperlich wie mental mit Rückschlägen zu kämpfen. In Kitzbühel fädelte der Tiroler ein, trotz Halbzeitführung beim WM-Slalom schaute am Ende nur Platz sieben heraus statt der zweiten Slalom-WM-Medaille nach 2017. „Das ist eben der Slalomsport. Jeder, der in Schladming schon einmal gewonnen hat, hat davor schon einmal eingefädelt. Wenn du so etwas als Slalomfahrer in die nächste Saison mitnimmst und dir das dann noch immer Probleme bereitet, bist du fehl am Platz.“
Körperliche Überbelastung
Mental sei die Belastung deshalb verkraftbar gewesen, körperlich nicht. Beim Einfahren für den WM-Slalom stürzte Feller in Frankreich, hatte Wochen danach noch mit Hüftschmerzen und Leistungsschwankungen zu kämpfen. „Nach meiner Brez‘n bei der WM war es für mich schon wehr schwierig, das hat sich alles bin in den Juli Nachwirkungen gezeigt.“ Für den Sieger von zwei Weltcuprennen ein Grund, warum es zum Saisonende hin nicht mehr so lief. „Da darfst du dich nicht wundern, dass es nicht mehr so funktioniert, wie du dir das vorstellst. Ich hätte auch sicher einige Sachen besser machen können, aber Höchstleistungen waren nicht mehr möglich.“ Der Körper ist nahezu wieder bei 100 Prozent, die Schmerzen so gut wie weg. Ohnehin möchte Feller an dieses schmerzhafte Kapitel keine Gedanken mehr verlieren. „Im Sport ist es das Schlimmste, wenn du dich ewig mit der Vergangenheit beschäftigst.“
Verständnis für Arbeiten
Nicht in der Vergangenheit, sondern in die Zukunft blickten viele Fahrerinnen und Fahrer im Vorfeld des Weltcup-Auftakts am Gletscher in Sölden. Zahlreiche Stars, darunter auch Mikaela Shiffrin, kritisierten den Rennkalender und den frühen Auftakt in den Winter auf schwindenden Gletschern. Auch die Arbeiten am Rettenbachferner hoch über Sölden, bei denen laut Greenpeace Tonnen bewegt wurde und auch Gletschereis abgegraben wurde, sorgten vor allem in Österreich für Ärger.
Für Feller ist die Kritik aber nur die halbe Wahrheit. „In gewisser Weise wird die Diskussion recht einseitig geführt. Es wurde nie hinterfragt, warum das gemacht wurde. Dabei geht es bei diesen Arbeiten um Nachhaltigkeit. Darum, dass man in den nächsten Jahren weniger Energie und weniger Schnee benötigt, um die Strecke in rennfertigen Zustand zu bekommen.“ Das Eis hätte es in „zehn Jahren sowieso nicht mehr gegeben“ sagt Feller, weshalb der Technikspezialist die Arbeiten auch als legitim ansieht. Viel wichtiger sei ihm aber ohnehin der sportliche Aspekt vor dem Auftakt, ging der Riesentorlauf im Vorjahr mit Platz 16 doch in die (Bade-)Hose. „Der Plan ist ganz einfach. Ich will es besser machen als im letzten Jahr. Jedenfalls freue ich mich schon richtig auf das Rennen.“