Rechtzeitig vor der Landtagswahl und anlässlich ihres eigenen 175-Jahr-Jubiläums im kommenden Jahr rückt die Wirtschaftskammer die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts in den Fokus. Ausgehend von einer historischen Analyse wurde ein umfassendes Zukunftsprogramm erstellt, in dem insgesamt hundert Maßnahmen (siehe rechts) für eine leistungsfreundliche Steiermark zusammengefasst wurden. Die Palette reicht von Standort- und Wettbewerbspolitik über die Bildung, den Arbeitsmarkt bis hin zu Nachhaltigkeit und Infrastruktur. Denn gerade die – vergleichsweise – schlechte Erreichbarkeit trifft die Steiermark und Gesamtsüdösterreich massiv, was Einfluss auf die Innovationsperformance beziehungsweise deren ökonomische Nutzung vor Ort habe, mahnt WK Steiermark-Präsident Josef Herk. Dazu kämen Digitalisierung, neue Mobilitätsformen, der demografische Wandel und globale Krisenherde, die viele Geschäftsmodelle grundlegend verändern. „Das Land hat eine enorm bewegte Wirtschaftsgeschichte hinter sich, die voll von Bruchstellen und Krisen ist, zeigt aber auch eine immer wiederkehrende Lösungskompetenz“, analysiert Historiker Thomas Krautzer (Universität Graz).
Zusammen mit Eric Kirschner (Joanneum Research) und Ewald Verhounig (Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung) wurde in der Untersuchung ein inhaltlicher Bogen von den historischen Wurzeln Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu den Anforderungen für die Zukunft gespannt. „Die Wettbewerbsfähigkeit ist, nicht zuletzt aufgrund von überdurchschnittlich hohen Lohnzuwächsen und teurer Energie im Vergleich zu den Konkurrenzregionen gesunken“, mahnen Kirschner und Verhounig. Herk drängt daher auf gesamtösterreichische Lösungen, etwa einen einheitlichen Netztarif sowie einen weitestgehend kostenneutralen Netzausbau. Zudem verweist er im Hinblick auf eine leistungsfreundliche Steiermark auch auf „Soft Skills“, bei denen der „Lebensstandort Steiermark“ derzeit noch hinterherhinke.
Ein Masterplan für die Zukunft
Der Maßnahmen-Katalog ist in sieben Handlungsgruppen unterteilt: Unter Standort- und Wettbewerbspolitik fällt eine Weiterentwicklung der AREA Süd zu einer „Superregion“ und Flächenrecycling als Gegenmaßnahme zur Bodenversiegelung.
Im Kapitel Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik finden sich unter anderem die Forderung nach Sommerschulen und ein Ausbau des Kinderbetreuungsangebots von Kleinkindern.
Das Kapitel Steuer- und Finanzpolitik fordert eine Sanierung des Landeshaushalts, um Spielraum für Zukunftsinvestitionen zu schaffen und eine Neuregelung der Bedarfszuweisungen für Kommunen.
Die Energie, Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik sollte sich unter anderem um wirtschaftsverträgliche Netztarife und den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur kümmern.
Im Bereich Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik drängt die WK Steiermark auf intensive Hochschulkooperationen und eine Koordinierung der Start-up-Initiativen.
Unter Internationalisierungspolitik findet sich zum Beispiel die Forderung nach einer Absicherung der Zubringerflüge.
Im Kapitel Regional- und Infrastrukturpolitik geht es unter anderem um einen Ausbau der überregionalen Straßen- und Schieneninfrastruktur.