Warum sind Sie zur Polizei gegangen?
Michaela Kohlweiß: Im Zuge eines miserablen Ferialjobs beschloss ich zunächst ein Studium zu wählen, bei dem ich selbst erfahren wollte, was erlaubt, was nicht erlaubt, was möglich und was unmöglich ist und wie man sich in einem Rechtsstaat zur Wehr setzen kann. Nach Abschluss des Studiums habe ich meine Berufswahl in letzter Konsequenz aber einer sehr guten Freundin zu verdanken, die zunächst mein Interesse für den Polizeiberuf geweckt und mich mit der Zeit dafür begeistert hat.
Was hat Sie angetrieben, in diesen eher von Männern dominierten Beruf zu gehen?
Was in vielen Bereichen noch keineswegs selbstverständlich ist, hat sich bei der Polizei schon längst durchgesetzt: gleiche Ausbildung, gleiche Karrieremöglichkeiten und gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit. Frauen bei der Polizei machen den gleichen Job wie Männer. Sie haben die gleichen Rechte, aber auch die gleichen Pflichten.
Wie sah Ihr Weg zu Ihrer jetzigen Position aus?
Er begann – kurz nach meinem rechtswissenschaftlichen Diplom- und Doktoratsstudium – vor mehr als zwanzig Jahren als Polizeijuristin bei der Bundespolizeidirektion Klagenfurt. Im Jahr 2006 wechselte ich zur Sicherheitsdirektion Kärnten, wo ich Leiterin der Kriminalpolizeilichen Abteilung wurde. Im Zuge der Behördenreform 2012 und der damit verbundenen Zusammenlegung der Bundespolizeidirektionen Klagenfurt und Villach, der Sicherheitsdirektion und des Landespolizeikommandos für Kärnten zu einer Landespolizeidirektion wurde ich mit 1. September 2012 zur Landespolizeidirektorin von Kärnten ernannt.
Wie sieht die Situation für Frauen bei der Polizei in Kärnten und generell derzeit aus?
Wir haben eine moderne Polizei, die in ihren Strukturen den aktuellen Herausforderungen angepasst ist. Frauen bei der Polizei haben die gleichen Aus- bzw. Fortbildungs- und Karrierechancen wie ihre männlichen Kollegen. Außerdem liefert die Polizei vielfältige Angebote, um Beruf und Familie zu vereinbaren. So sind etwa individuelle Teilzeitmodelle und flexible Dienstzeiten möglich.
Welche Berufsmöglichkeiten haben Frauen bei der Polizei?
Alle Möglichkeiten, die auch Männer haben. Ob als Diensthundeführerin oder Kompaniekommandantin bei der Einsatzeinheit, Alpinpolizistin, Einsatztrainerin, Kriminalbeamtin, Abteilungsleiterin oder Polizistin auf einer Polizeiinspektion: So vielseitig dieser Beruf generell ist, ist auch die Möglichkeit, sich zu verwirklichen und seinen/ihren persönlichen Traum zu leben.
Welche Tipps können Sie jungen Frauen geben, die sich für einen Job bei der Polizei interessieren?
Keine Tipps und Empfehlungen, sondern die Stärke, den eigenen Weg zu gehen und sich eben nicht von anderen beeinflussen zu lassen, den eigenen Kopf einsetzen und ein eigenes Lebens- und Berufsmodell wählen.