Bildung ist einer Ihrer Schwerpunkte. Aber Herr Landesrat, wie steht es mit Ihren Schulnoten – waren Sie ein Musterschüler?
Werner AMON: Ich war bestenfalls ein Durchschnittsschüler.

Hatten Sie ein Schreckensfach?
Das hat sich von Schulart zu Schulart immer wieder geändert.

Warum?
Die Frage, ob es sich um ein Schreckensfach oder Lieblingsfach handelt, ist abhängig vom jeweiligen Lehrer, der jeweiligen Lehrerin. Den Pädagogen muss bewusst sein, welche Rolle sie in der Frage haben, ob Kinder motiviert werden für ein Fach oder nicht.

Wie hat sich das Schulsystem seit Ihrer Schulzeit verändert?
Es hat sich sehr viel verändert, angefangen von der Digitalisierung. Das Schulsystem ist außerdem internationaler geworden. Man hat mehr Möglichkeit durch den Beitritt zur Europäischen Union, die Erasmusprogramme werden stark benützt und vieles mehr. Klassen sind kleiner geworden, die Ausstattungen haben sich verbessert, die Lehrerausbildung hat sich verbessert, das System ist demokratischer geworden, weniger autoritär. Es gibt viel stärkere Mitsprachemöglichkeiten, auch für die Schülervertretungen.

Waren Sie selbst in der Schülervertretung?
Ja. Ich habe als Bundesschulsprecher etwa noch ein neues Schülervertretungsgesetz verhandelt, in dem eine Fülle von mehr Mitsprache ermöglicht wurde.

Wo sehen Sie künftige Veränderungen im Bildungssystem?
Ganz generell muss man sagen, dass wir das Prinzip der Schwerpunktsetzung einerseits, insbesondere was den berufsbildenden Schulbereich anlangt, also den BHMS-Bereich, und die starke Allgemeinbildung auf der anderen Seite als wesentliche Bereiche sehen müssen. Gerade die Digitalisierung und die Verwendung von digitalen Geräten zur Wissensbeschaffung führt zur Notwendigkeit, dass die allgemeine Bildung ganz zentral sein und werden muss. Der Einzelne muss letztlich abschätzen können, ob die Informationen, die er sich aus dem Netz holt, stimmen oder nicht.

Kann die Regierung Veränderungen vornehmen?
Wenn man das Bildungssystem nimmt, liegt große Kompetenz auf der Bundesebene. Die Länder sind überwiegend in der Ausführungsgesetzgebung tätig, mit wenigen Ausnahmen.

Wie viel Kontakt haben Sie zu unserem Bildungsminister?
Wir haben sehr regelmäßigen Kontakt. Wir treffen uns immer wieder, wir telefonieren regelmäßig und sprechen uns in unterschiedlichen Fragen ab. Es gibt natürlich auch noch formelle Konferenzen. Er lädt von Zeit zu Zeit alle Landesbildungsreferenten ein. Aber dadurch, dass er natürlich Steirer ist, habe ich da einen gewissen Heimvorteil, im Zugang auf den Bildungsminister.

Was, glauben Sie, ist der Grund dafür, dass manche Jugendliche das Schulsystem als verbesserungswürdig empfinden?
Gott sei Dank! Das ist doch hoffentlich immer so gewesen. Seit es Schulen gibt, gibt es Schüler, die der Meinung sind, man könne Dinge verbessern. Das stimmt natürlich auch. Das Schulsystem kann und muss laufend verbessert werden. Es muss sich immer an die Gegebenheiten der Zeit und der Gesellschaft anpassen.

Was halten Sie von der Idee, dass man in der 4. Klasse Mittelschule Fächer über Geldmanagement, Steuerlehre oder Vertragsarten einführt?
Die Frage der Finanzbildung wird immer wichtiger. Ich möchte das gar nicht so auf eine Schulstufe beschränken. Wir haben einige Unterrichtsprinzipien, aber die Frage des Umgangs mit dem eigenen Geld, eine gewisse Ahnung zu haben, worauf man bei Vertragsbindungen achten muss, gehört für mich fast zum allgemeinbildenden Gut. Das sollte eigentlich eher in einem Unterrichtsprinzip als in einer speziellen Schulstufe verankert werden.

Was ist für Sie persönlich der größte Meilenstein im Bereich Bildung gewesen?
Ich war lange auch Bildungssprecher und Vorsitzender vom Unterrichtsausschuss im Nationalrat. Da war eine der größten Errungenschaften die Abschaffung der zwei Drittel Mehrheit in schulorganisatorischen Fragen. Das hat ermöglicht, dass man gesetzlich rascher zu Reformen kommt. Wie zum Beispiel die Reformen um das Jahr 2000 in den Handelsakademien, wo die Übungsbüros eingeführt worden sind. Es gab eine Reihe großer Würfe, aber ich könnte nicht sagen, was der größte war.