Mädchen und HTL? Sicher nicht! Behauptet jedenfalls ein gängiges Klischee. "Du willst auf eine HTL? Das schaffst du nie. In einem halben Jahr bist du wieder hier." Oder: "Du willst auf eine HTL? Was für ein Abstieg. Dort ist das Niveau doch viel schlechter."
Solche Reaktionen von früheren Lehrerinnen und Lehrern, Verwandten und Freunden haben viele von uns selbst erfahren, als wir verkündeten, dass wir eine HTL besuchen wollen. Solche Versuche, Mädchen von einer Techniker-Laufbahn abzubringen, und das fehlende Vertrauen – oft sogar von Leuten, die uns gut kennen – machen Mädchen unsicher. Daher ist es kaum verwunderlich, dass sich die eine oder andere von ihren Zielen abbringen lässt.
Umfeld reagierte überrascht
Das Gefühl, eine der wenigen Frauen im Klassenraum zwischen vielen Männern zu sein, kennt Helena Grabner, eine engagierte Absolventin der HTL Mössingerstraße und derzeitige Elektrotechnik-Studentin. Als sie sich damals für den Weg HTL entschied, begegnete ihr das Umfeld mit großer Überraschung, erstaunlicherweise aber vor allem mit Bewunderung und Respekt. Sie selbst sah es mehr als einen Vorteil an, als Erkennungsmerkmal, ein Mädchen zu sein, und ging so die fünf Jahre mit großem Erfolg durch die Schule.
Wegen der im Vorfeld erlebten Vorurteile überlegen sich Mädchen oft viel genauer, ob sie wirklich eine technische Schule besuchen wollen, und sind sich dann auch sicherer, dass diese Entscheidung die richtige ist. Dabei soll man sich selber treu bleiben und sich nicht von Meinungen anderer einschränken lassen, betont Helena Grabner.
Natürlich folgen Mädchen und Jungen verschiedenen Grundmustern, aber genau deshalb sind viele Schülerinnen oft interessierter und mehr bei der Sache, da sie versuchen, sich gegenüber ihren männlichen Schulkollegen zu beweisen. Das kann auch eine zusätzliche Motivation sein. Wie man an Helena Grabner sieht, gibt es auch positive Beispiele, mit Gleichberechtigung umzugehen. Deshalb von einer Zeitwende zu reden, wäre aber wohl verfrüht.