Skeptische Blicke und überraschte Gesichter gibt es immer wieder, wenn Frauen von ihrer Arbeit in klassischen Männerberufen erzählen, oder Männer, wenn sie im vermeintlich weiblichen Terrain einen Beruf ergriffen haben. Wir haben drei Frauen gefragt, wie sie zu ihrer Berufswahl stehen und sie ihren Alltag meistern.

Jana Rosenbichler: "Jede Frau kann alles schaffen"

Sie haben einen besonderen Beruf ergriffen. Wie kam es dazu?
Jana Rosenbichler: Seit mittlerweile drei Jahren bin ich Rauchfangkehrerin und arbeite in Langenwang. Vorher habe ich das Borg Kindberg besucht, wollte dann aber schnell mein eigenes Geld verdienen. Mein jetziger Arbeitgeber hat bei uns zu Hause seine Arbeit verrichtet. Das hat mein Interesse geweckt. Eine Probewoche zu arrangieren, war dann kein Problem. In der besagten Woche war ich überrascht, wie viel hinter dem Beruf steckt. Ich war bemüht und wurde sogar gleich eingestellt.

War die Berufswahl richtig?
Ich würde mich wieder für diesen Beruf entscheiden. Ich mag es, mich vor anderen behaupten zu können, vor allem vor meinen männlichen Kollegen. Außerdem kann ich sagen, dass mein Berufsalltag in einem „Männerberuf“ sehr aktiv und fordernd ist. Zu zeigen, was man kann und danach Lob zu ernten, ist ein großartiges Gefühl. Jede Frau kann meiner Meinung nach alles schaffen und erlernen was sie will.

Sehen Sie Ihren Beruf als klaren „Männerberuf“ an?
Für mich ist Rauchfangkehrer schon lange kein typischer Beruf für Männer mehr. Viele Kunden sind mit der Arbeit von Frauen oft zufriedener. Vielleicht arbeiten wir sauberer. (lacht) Ich finde, man muss sich einfach trauen, den Weg einzuschlagen, der einen interessiert, der einem richtig vorkommt. Also zeige Mut und vielleicht wirst du ja auch selbst einmal ein „Glücksbringer“.

Regina Schrittwieser: "Frau sein" ist heute kein Hindernis mehr

Frau Bürgermeister, Sie sind schon lange im Amt. Wie hat alles begonnen?
Regina Schrittwieser: Ich komme aus dem Bezirk Fürstenfeld, habe in Wien studiert und bin durch meinen Ehemann nach Krieglach gekommen. Seit 2015 bin ich hauptberuflich Bürgermeisterin. Früher habe ich zusätzlich als Bäuerin gearbeitet. Vor mir war schon mein Gatte Bürgermeister. 1985 hat mein Ehemann seine eigene Partei gegründet, die Namensliste Schrittwieser, und im Jahr 1990 ist er dann Bürgermeister geworden. Aus Interesse an der Politik kandidierte ich im Jahr 2000 das erste Mal für den Gemeinderat und seit 2003 bin ich Bürgermeisterin.

Wie muss man sich Ihren Alltag vorstellen?
Mein Terminplan ist streng und ich bin meistens sieben Tage die Woche im Einsatz. Durch Corona sind wochenends jedoch kaum noch Veranstaltungen. Trotzdem bin ich mit meiner Berufswahl zufrieden.

Sehen Sie Ihren Beruf als „Männerberuf“ an?
Ich sehe meinen Beruf keinesfalls als „Männerberuf“an. Ich habe nicht das Gefühl, mich mehr behaupten zu müssen als meine männlichen Kollegen. Ich wurde auch immer ernst genommen. Anderen Frauen, die einen „Männerberuf“ ausüben wollen, möchte ich mitgeben, dass man mit eigener Überzeugung alles schaffen kann. Wenn eine Chance bestehen würde, diesen Beruf wieder zu wählen, würde ich sie auf jeden Fall nützen. „Frau sein“ ist heute kein Hindernis mehr, wenn man wirklich an seinem Beruf interessiert ist.

Was ist für Sie wichtig an Ihrem Beruf?
Für mich ist es bedeutend zu sagen, dass die Jugend, egal ob Mädchen oder Buben, die Chance ergreifen soll, sich politisch zu betätigen. In Krieglach haben wir extra den Kindergemeinderat eingeführt, wo Kinder ab neun Jahren mitarbeiten können.

Viktoria Achatz: "Ich lasse mich auf keinen Fall aufhalten"

Sie absolvieren gerade eine Lehre. Welche ist das?
Viktoria
Achatz: Derzeit befinde ich mich im zweiten Ausbildungsjahr meiner Lehre zur Maschinenbautechnikerin, die ich in Kapfenberg absolviere.

Wie sind Sie auf diesen Lehrberuf aufmerksam geworden?
Über meinen Freundeskreis. Meine Mama hat mir großen Rückhalt bei der Berufswahl gegeben. Sie war mir eine große Stütze. Die Verwunderung in meinem Umfeld war nämlich mitunter groß.

Gab es auch negative Reaktionen wegen der Berufswahl?
Ja, ich habe auch ein paar unschöne Kommentare erhalten. "Frauen und Technik funktionieren nicht"“ oder ,"Ich mag keine Frauen in diesem Beruf" habe ich mir schon anhören müssen. Aber ich bin von meinem Beruf nach wie vor überzeugt und versuche, solche Kommentare zu ignorieren. Davon lasse ich mich auf keinen Fall aufhalten. Genauigkeit, Ausdauer und die Kenntnis der eigenen Stärken sind wesentliche persönliche Voraussetzungen, um diese Berufsausbildung in Erwägung zu ziehen. Und diese Eigenschaften können eben Männer wie Frauen haben.

Würden Sie den Beruf noch einmal ergreifen?
Ja, auf alle Fälle. Ähnliche negative Erfahrungen wie ich, haben auch etliche meiner Ausbildungskolleginnen gemacht. Sie betreffen aber auch Männer. Wenn ein Mann einen Beruf auswählt, der in der Gesellschaft als schwach angesehen wird, wird auch er mit blöden Kommentaren konfrontiert werden.