Es ist einer der ersten richtig kalten Morgen in diesem noch jungen Herbst. Mein Autothermometer sagt 2 Grad, vorsorglich habe ich mir meinen Wintermantel und sogar eine Haube eingepackt. Mein Ziel ist nämlich weder geheizt, noch überdacht: Ich bin unterwegs zu einem Zebrastreifen in der Kärntner Gemeinde St. Jakob im Rosental, gelegen direkt am Schulzentrum mit Kindergarten, Volksschule und Mittelschule. Und ich darf heute ausprobieren, wie es sich anfühlt, hier morgens für mehr Sicherheit am Schulweg zu sorgen, dank professioneller Anleitung durch zwei Schülerlotsen, den Lehrer Christof Keuschnig und unter Beobachtung durch Polizist Franz Prasser.
Vorreiter in Sachen Schulwegsicherung
Dass ich ausgerechnet nach St. Jakob fahre, um mich als Schülerlotsin zu versuchen, ist kein Zufall. Die Gemeinde war vor rund 60 Jahren die erste, in der Schülerlotsen zum Einsatz kamen. Schon damals, heißt es in einem alten Artikel zum feierlichen Ersteinsatz, war die Überquerung der Bundesstraße gefährlich, dabei ist das Verkehrsaufkommen von heute kaum vergleichbar.
Das bestätigt mir auch die Schulleiterin der MS St. Jakob, Karin Melcher: "Ich selbst kenne den Fußgängerüberweg noch von meiner Schulzeit und kann mich gut erinnern, dass damals wesentlich weniger Autos unterwegs waren. Heute ist das Verkehrsaufkommen enorm und ich bin jeden Morgen wirklich dankbar und froh, dass die Kinder hier durch Schülerlotsen Unterstützung am Schulweg bekommen."
Auf los geht's los!
Treffpunkt für Schülerlotsen, Lehrer - und ausnahmsweise auch mir - ist im Schulgebäude, der MS St. Jakob. Hier werden immer von einem den insgesamt drei betreuenden Lehrern die Warnwesten und Kellen ausgegeben - gemeinsam machen wir uns auf den kurzen Weg zur Bundesstraße. Lehrer Christof Keuschnig ist selbst seit acht Jahren an der Schule und organisiert gemeinsam mit zwei Kolleginnen freiwillig das 20-köpfige Schülerlotsenteam: "Ich war damals genau wie unsere Schulleiterin schon selbst Schülerlotse in St. Jakob und weiß aus eigener Erfahrung, wie wertvoll dieser Dienst ist." Der zeitliche Aufwand hält sich für ihn im Vergleich zum riesengroßen Mehrwert sehr in Grenzen, die Organisation funktioniert perfekt. "Es gibt einen Plan, an dem jeder Schüler selbst ablesen kann, wann er oder sie mit dem Dienst dran ist." Und auch für Notfälle ist an Ersatz gedacht worden, so dass der Zebrastreifen morgens möglichst nie ohne Schülerlotsen bleibt.
Verantwortung übernehmen
Heute im Dienst: Die beiden Viertklässlerinnen Colien Plahsnig und Selina Kaunik. Beide wirken sehr routiniert und höchst professionell. Zwei große Busse kommen morgens an der gegenüberliegenden Straßenseite an und in großen Schwärmen wollen die Kinder über die Straße. Die beiden bleiben am Gehsteig stehen und machen die Autofahrer mit Hilfe der Signalkellen aufmerksam. Eine absolut sichere Angelegenheit, erzählt Colien: "Die allermeisten Autofahrer sind sehr nett und höflich. Ich hab mich im Dienst wirklich noch nie unsicher gefühlt." Und oft ist es sogar richtig nett, früh morgens am Zebrastreifen: "
Es gibt auch Autofahrer, die uns jeden Morgen winken und Eltern, die sich bedanken - das ist natürlich schön und freut uns jedes Mal!" Generell hat es für die beiden, die bereits letztes Schuljahr im Dienst waren, aber kaum Motivation gebraucht, um sich in den Dienst einer guten Sache zu stellen, so Selina: "Kleinere Kinder sind auf unsere Hilfe angewiesen. Und da wir in der Schule ja so viele Schülerlotsen sind, haben wir nicht so oft Dienst. Es ist also für jeden einzelnen gar kein so großer Aufwand und trotzdem eine tolle Sache."
Ein Ehrenamt in jungen Jahren
Und dann, nach vielen guten Gesprächen und Staunen meinerseits über die motivierten Jugendlichen, darf auch ich ran und einmal gemeinsam mit Colien und Selina den Schulweg für eine Gruppe Volksschüler sichern. Mein Resümee? Eigentlich keine große Sache und doch eine riesengroße. Gemeinsam erreicht man hier etwas ganz Großes: die Sicherheit der Kinder früh morgens im Straßenverkehr. Danke, Colien und Selina. Danke, Schülerlotsen in Kärnten. Wie gut, dass es euch gibt!
Entstanden in Kooperation mit dem Land Kärnten.
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