Erkrankungen wie Depressionen (vor allem leichte bis mittelschwere) und Angststörungen kommen in unserer Gesellschaft häufig vor. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei, unter anderem der in vielen Bereichen größer werdende Druck, die schneller werdenden Lebensumstände und auch Instabilitäten in Beziehungen. Auch bei körperlichen Erkrankungen ist die psychische Belastung eine häufige „Begleiterscheinung“.

Sich einzugestehen, dass man für die Bewältigung seiner Probleme oder Krisen Hilfe benötigt, fällt nicht immer leicht. Mut und Offenheit gehören dazu, um den ersten Schritt in die Psychotherapie zu tun.
Sich einzugestehen, dass man für die Bewältigung seiner Probleme oder Krisen Hilfe benötigt, fällt nicht immer leicht. Mut und Offenheit gehören dazu, um den ersten Schritt in die Psychotherapie zu tun. © primipil

Die gute Nachricht: Psychische Erkrankungen sind ebenso behandelbar wie körperliche. Die Psychotherapie ist eine wissenschaftlich-praktische Tätigkeit, die in Österreich im Psychotherapiegesetz geregelt ist. In der konkreten Beziehung zwischen Psychotherapeut und Patient (trotz der männlichen Form sind immer alle Geschlechter gemeint) wird versucht, psychische und psychosomatische Leidenszustände und krankheitswertige Störungen zu heilen oder zu lindern.

Zwischen dem Psychotherapeuten und dem Klienten geht es darum, seelische sowie zwischenmenschliche Konflikte zu bewältigen oder auch die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Die psycho-therapeutische Arbeitsweise ist vom psychotherapeutischen Gespräch geprägt und kann durch gezielte Übungen ergänzt werden.

Meist dauert es seine Zeit, bis sich die Psyche wieder stabilisiert
Meist dauert es seine Zeit, bis sich die Psyche wieder stabilisiert © Choat

Verschiedene Methoden. Es gibt vielfältige psychotherapeutische Methoden mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Psychotherapeuten erlernen in der Regel eine der Methoden intensiv und erwerben zusätzliche Kenntnisse in den anderen. Die Anwendungsgebiete der Psychotherapie reichen von der Behandlung psychischer Störungen und Krankheiten über die Hilfe bei der Bewältigung von körperlichen Erkrankungen und Lebenskrisen bis hin zur Supervision in Arbeitszusammenhängen.
Der Begriff „Psychotherapie“ stammt übrigens aus dem Altgriechischen und bedeutete ursprünglich, den ganzen Menschen, seine Seele, sein Gemüt, seinen Verstand und seine Lebenskraft zu unterstützen, zu heilen, zu pflegen und auszubilden.

Dauer. Die psychotherapeutische Beziehung, die auf Vertrauen basiert, braucht Zeit zur Entwicklung. Sitzungen beim Psychotherapeuten dauern daher in der Regel 50 bis 90 Minuten. Die gesamte Behandlungsdauer ist von der Problemlage abhängig und kann mehrere Wochen, Monate oder Jahre dauern. In den meisten Fällen dauert es eine gewisse Zeit, gesund und stabil zu werden. Der Genesungsprozess verläuft bei jedem Menschen anders. Dabei ist nicht nur die Therapie von Bedeutung; Betroffene müssen auch neue Wege finden, wie sie mit den Herausforderungen einer Angststörung oder Depression umgehen und mit diesen leben.

Es geht darum, neue Wege zu finden. So manchen gelingt das psychotherapeutischer Hilfe leichter als ganz allein
Es geht darum, neue Wege zu finden. So manchen gelingt das psychotherapeutischer Hilfe leichter als ganz allein © JenkoAtaman

Psychotherapie - wem nützt sie? Die Frage, ob eine Psychotherapie indiziert ist, kann am besten mit einem Psychotherapeuten bzw. einer Psychotherapeutin abgeklärt werden. Einige der Problemfelder, die auf einen Bedarf an Psychotherapie hinweisen, sind folgende:
Ängste, die die Lebensqualität massiv einschränken
• Zwangsgedanken und -handlungen
Depressionen
Süchte (Alkohol, Nikotin, Cannabis, Medikamente etc., aber auch substanz­ungebundene Süchte wie Kaufsucht, Spielsucht, Sexsucht, exzessiver Sport und Ähnliches.
Funktionelle Störungen: Darunter sind häufig wiederkehrende Beschwerden aller Art (Kopf-, Bauchschmerzen, sexuelle Störungen, Atemnot etc.) zu verstehen, die keine körperliche Ursache haben.
Psychosomatische Erkrankungen:
Darunter fallen beispielsweise Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür, Migräne, Magersucht (Anorexie), Fettsucht (Adipositas), Ess-/Brechsucht (Bulimie) etc.
Partnerschaftsprobleme
Probleme in der Familie
• Psychotherapie kann auch ganz einfach als nützliche Erfahrung für die Entfaltung der zur Persönlich angesehen werden.
Wie beginnen? Am Anfang – gleich nach dem Entschluss, sich Hilfe zu suchen – steht meist ein Anruf in der Praxis einer Psychotherapeutin oder eines Psychotherapeuten (vielleicht auch auf eine Empfehlung hin), um einen Termin für ein Erstgespräch zu vereinbaren. Dieses dient dem Kennenlernen und der Einschätzung, ob Therapeut und Klient miteinander arbeiten wollen (hier sind die Aspekte wie Sympathie und das Gefühl, sich anvertrauen zu können, wichtig, aber auch sachliche Übereinkünfte wie die Höhe des Honorars etc.). Auch wird in diesem Erstgespräch von Interesse sein, wie häufig eine Sitzung vereinbart wird und ob eine Wartezeit anfällt. Auch Fragen wie jene nach der angewandten Methode sind meist Bestandteil des Erstgesprächs.

Die Psychotherapie selbst. Die Psychotherapie verläuft bei jedem Menschen anders ab. In der Broschüre heißt es: „Die PatientIn/KlientIn kann Perioden der Skepsis erleben und sich nach einiger Zeit fragen, ob sich durch die Therapie wirklich etwas ändern kann. Rückfälle könnten sich einstellen. All das gehört dazu, ebenso wie Erfolgserlebnisse, Zweifel und Krisen, die allesamt Kennzeichen für eine Veränderung sind. Bei Unsicherheiten ist es wichtig, diese mit dem Therapeuten zu besprechen.“

Online suchen. Wer online einen Therapie sucht und sich informieren möchte, findet auf www.psychotherapie.at eine Suchhilfe, die Kriterien wie Region, Methode, Diagnose herausfiltert. In Kärnten tätige Therapeutinnen und Therapeuten findet man auch beim Kärntner Landesverband für Psychotherapie: www.klp.at