1. Respekt. Arrogantes und zynisches Verhalten sind in Arztpraxen, Ordinationen und Krankenhäusern fehl am Platz. Auch wenn das Personal gestresst oder überlastet ist: Ein Arzt sollte seinen Patienten signalisieren, dass er ihre Sorgen und Ängste ernst nimmt und für sie da ist. Alle Patienten sollten Respekt erfahren, auch die „schwierigen“, die den reibungslosen Praxisbetrieb ins Stocken bringen. Das ist besonders bei Allgemeinmedizinern wichtig.

2. Zeit. Davon ist einmal mehr und einmal weniger notwendig, aber grundsätzlich gilt: Das Schildern der Beschwerden und die Anamnese brauchen ihre Zeit. Patienten sind gut aufgehoben, wenn sie nicht vorschnell unterbrochen oder mit Schnelldiagnosen abgefertigt werden.

3. Augenhöhe. Die meis­ten Patienten schätzen es, wenn der Arzt ihnen verschiedene Therapieoptionen aufzeigt und seine Präferenz erklärt. Ein guter Arzt klärt seine Patienten daher in groben Zügen und wichtigen Details über die Vor- und Nachteile einer Behandlung (Therapie oder Operation) auf und gibt ihnen damit die Möglichkeit, bis zu einem gewissen Grad mitzuentscheiden, wie die Behandlung verläuft.

Niemand ist perfekt, aber Aspekte wie Respekt und Sorgfalt sind unerlässlich
Niemand ist perfekt, aber Aspekte wie Respekt und Sorgfalt sind unerlässlich © zinkevych

4. Sorgfalt. Ein Arzt sollte zuhören, hinschauen, nachfragen und offen sein für verschiedene mögliche Krankheitsursachen. So lange seine Diagnose nicht eindeutig ist, sollte er immer auch in Betracht ziehen, dass noch etwas anderes als Grund dahinterstecken könnte.

5. Augenmaß. Ein Mediziner ist in der Regel nicht zufrieden, bevor er eine schlüssige Antwort gefunden hat. Allerdings kann zu viel Diagnostik dem Patienten auch schaden – psychisch wie physisch. Daher erkennt man einen besonders erfahrenen Arzt auch am richtigen Augenmaß.

6. Kommunikative Empathie. Eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist auch, dass Patienten darüber aufgeklärt werden, woran sie leiden oder erkrankt sind. Das sollte der Arzt in einer Sprache tun, die auch der Laie versteht.

7. Teamarbeit. Wenn eine Diagnose nicht eindeutig ist oder eine Therapie nicht anschlägt, spricht es für den Arzt, wenn er seinen Patienten an einen Fachkollegen überweist oder sich mit anderen Spezialisten austauscht.

8. Routiniertheit. Wer etwas häufig macht, kann es in der Regel besser als andere. Das gilt auch für Mediziner. Bei ganz speziellen Therapien oder seltenen Operationen sollten Patienten fragen, wie viel Erfahrung ein Arzt mit der Methode hat – und ehrliche Auskunft erhalten.

9. Würde beachten. Sich beim Arzt auszuziehen, ist normal, die Nacktheit ist aber trotzdem vielen unangenehm. Deshalb sollte sich der Patient hinter einem Paravant oder Vorhang aus- und anziehen können und nicht allzu lange warten müssen. Es sollte auch nicht die halbe Belegschaft aus- und eingehen.

10. Ganzheitliche Sicht. Für Thomas Meinertz, renommierter Kardiologe und Präsident der Deutschen Herzstiftung und Autor von „Ärztliche Kunst. Was einen guten Arzt ausmacht“ (Verlag Schattauer, 2018) ist auch die ganzheitliche Sicht des Arztes auf den Menschen wesentlich. Patienten litten darunter, wenn sich ihr Arzt nur für ein Organ und nicht den ganzen Menschen interessiere.