Wenn es um gesunde Ernährung geht, so gilt für viele immer noch das alte Lied: Je mehr Rohkost, desto gesünder, je mehr Vollkorn, desto besser. Das gilt aber nur bedingt, denn: So unterschiedlich wie die Zutaten eines ausgewogenen Menüs, so unterschiedlich ist auch die jeweils individuelle Konstitution dessen, der das Menü zu sich nimmt.
Will heißen: Was dem einen gut tut, muss der andere noch lange nicht vertragen. Denn jeder Mensch bringt andere Voraussetzungen mit, wenn es um die Verdauung und Verwertung von Nahrung im Körper geht.
Die gerade in jüngster Zeit so viel propagierten Unverträglichkeiten, Verdauungsschwierigkeiten und Wehwehchen rund um den Stoffwechsel scheinen nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Die Gesellschaft hat die Esskultur und alle damit verbundenen Mythen und Modeströmungen wieder für sich entdeckt und immer weiter verfeinert. Dies schärft natürlich den Blick darauf, was man zu sich nimmt – und bringt so etliche Vorteile mit sich. Eine prinzipiell gesündere Lebensweise (passende Ernährung in Kombi mit ausreichender Ernährung und dem verantwortungsbewussten Umgang mit Genussmitteln etc.) tut natürlich rundum gut.
Wer es aber übertreibt, bei dem kann der Kult um das gesunde Essen auch zu viel des Guten sein – und nur allzu leicht zu Stress führen. Stress, der schlicht schon dadurch verursacht wird, nur ja nichts falsch zu machen, alles richtig einzukaufen, zuzubereiten und in richtiger Form und Menge zu sich zu nehmen sowie das Unverträgliche, Unerwünschte unter allen Umständen wegzulassen und zu vermeiden. Will heißen: Gesunde Ernährung – ja, aber bitte mit dem altbekannten gesunden Zugang (sofern es sich nicht um ernsthafte Unverträglichkeiten bis hin zur Allergie oder handfesten Stoffwechselkrankheiten handelt!). Und immer mit dem Bewusstsein, dass nicht für jeden das Gleiche gesund ist, dass man Rohkost vielleicht gar nicht so gut verträgt und damit seinen Verdauungsapparat eher belastet als sich etwas Gutes tut. Dass Vollkorn zwar gesund ist, aber es nichts nützt, wenn die Nährstoffe nicht richtig aufgenommen werden können. Es gilt, gut hinzuschauen – und hineinzuhören in seinen Körper. Am besten mit professioneller Hilfe.