Die Corona-Krise ließ viele Menschen aufs Rad umsteigen. Wie sieht der Boom in Zahlen aus?
HARALD SCHERZ: Der Verkauf ist in Österreich mit 439.00 Rädern im Jahr 2019 auf 496.000 verkaufte Räder 2020 gestiegen. Das ist ein Höchstwert. So viele Räder sind noch nie verkauft worden.
Worin sehen Sie die Gründe für diesen Anstieg?
Zum einen ist es sicher das steigende Umweltbewusstsein. Aber die Menschen mussten durch die Krise geballte Plätze, wo die Ansteckungsgefahr größer ist, meiden. Sie wollen sich aber auch bewegen und hier spielt sicher der Gesundheitsaspekt eine große Rolle.
Ist das E-Bike besonders gefragt?
Der Marktanteil ist 2020 österreichweit auf 41 Prozent gestiegen. In der Obersteiermark liegen wir hier sicher schon über 50 Prozent. Mit dem EBike kann ich meinen Puls am besten steuern. Wenn ich auf den Berg fahre und einen Puls von 160 habe, gebe ich mehr Unterstützung dazu, damit der Puls auf 120 herunterfällt.
Und ich kann mit dem E-Bike in der Zeit, die mir zur Verfügung steht, drei Mal so weit fahren. Das Feeling mit dem EBike muss man ausprobieren – dann weiß man, wie gut das ist. Aber Achtung, es besteht Suchtgefahr, man wird das Rad auch kaufen, wenn man es ausprobiert.
Mit Unfällen hat der E-Bike- Boom aber auch seine Schattenseiten. Wie stehen Sie zu einem Führerschein für das E-Bike?
Seit es das E-Bike gibt, fahren doppelt so viele Leute mit dem Rad. Die Unfälle muss man auch in Relation zu den gefahrenen Kilometern sehen. Von einem Führerschein bin ich nicht überzeugt, aber es gibt ein großes Angebot an Schulungen. Auch Fachhändler bieten Kurse an, um den Leuten das Handling näher zu bringen. Es ist sicher vernünftig, so etwas in Anspruch zu nehmen. Es macht Spaß, man hat das Rad besser in der Hand und kriegt auch Tipps. Aber ich denke, dass der Gesundheitsaspekt im Vergleich zum Unfallrisiko weit überwiegt.
Katrin Schwarz