Die strahlend schöne und humorvolle Frau, die erfolgreiche Grazer Schauspielerin, die im deutschsprachigen Raum mit vielen eigenen Formaten Furore gemacht hat. Selbstverständlich bedeutet das Film- und TV-Preise, eine glückliche Familie, ein tolles Leben. Und dann sagt Aglaia Szyszkowitz (55): "Es ging mir echt beschissen und ich wusste nicht, dass ein so großer Anteil in mir nicht strahlend und auch nicht selbstbewusst ist."
In der aktuellen fair&female-Episode sprechen wir mit Aglaia Szyszkowitz über die Momente, die dunkel waren und den langen, mühsamen Weg zurück ins Leben.
Und gleich hier lesen Sie das Interview – es ist eine Zusammenfassung des Gespräches
Unser letztes Gespräch fand im Frühling 2022 statt, es war spätnachts, wir mussten den Termin nach hinten schieben, weil Sie noch beim Arzt waren. Jetzt ist klar, dass Sie genau in diesem Moment quasi am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen waren, so steht es in Ihrem Buch "Von der Rolle". Ich habe davon nichts gemerkt, fand unser Gespräch schön. Wie ging es Ihnen wirklich?
Aglaia Szyszkowitz: Mir ging es beschissen. Ich hatte so starke Rückenschmerzen, die ich nicht in den Griff bekam, aber die waren wahrscheinlich psychosomatisch, weil man erst gar nichts finden konnte. Ich war durch diesen Auslöser gezwungen, mich mit meinem Privatleben auseinanderzusetzen, und musste tatsächlich mein ganzes Leben auf null stellen. Ich wusste: Ich kann nicht mehr. Aber ich erinnere mich an unser Gespräch, ich wollte das unbedingt noch machen und auch schaffen, weil ich eben auch hart zu mir selbst bin. Aber ja, es war damals relativ dunkel in meinem Leben.
Sich an der Arbeit festzuhalten, gibt trotzdem Halt. Wie war es, als Sie wussten, es geht nicht mehr? Sind Sie noch tiefer gefallen, ganz ohne das Korsett der Arbeit?
Szyszkowitz: Genau so habe ich es erlebt, die Struktur der Arbeit stabilisiert. Also ich hätte nicht gedacht, dass ich so straucheln werde, doch es kam so viel zusammen. Der Rücken, meine hormonellen Schwankungen durch die Wechseljahre und der damit verbundene schlechte Schlaf, die Kinder, die groß geworden und am Ausziehen waren. Und eigentlich hatte ich mich auch gerade von meinem Ehemann getrennt. Das alles hatte Konsequenzen: Sieben Monate insgesamt musste ich komplett pausieren, musste Rollen zurückgeben. Das hatte ich in 30 Jahren noch nie gemacht und es war schmerzvoll. Unabwendbar, aber schmerzvoll.
Sie hatten sich getrennt, aber dennoch war es auch Ihr Ehemann Marcus, der Sie durch diese Zeit begleitete. Was hatte sich verändert?
Szyszkowitz: Ich dachte immer: Ich bin eine starke, selbstbewusste Frau, ich habe Karriere gemacht, zwei Kinder geboren. Ich stehe voll im Leben und bin stark. Die Erkenntnis, dass ich das eben nicht war, hat etwas mit mir gemacht und mein Mann hat sich in dieser Phase sehr klug verhalten. Er hat nicht den Retter gemimt, der mich aus dem Schlamassel rettet, sondern war verlässlich für mich da.
Was hat Sie als Paar zuvor auseinandergebracht?
Szyszkowitz: Wir haben gesunde Kinder gemeinsam sich gut entwickeln gesehen, hatten nie große Probleme und wir waren vor allem nicht darauf vorbereitet, dass diese Kinder ihr eigenes Leben starten. Wir waren komplett "lost". Jetzt versuchen wir, gemeinsam Dinge zu finden, die uns verbinden, er begleitet mich auch zu Drehs, das haben wir früher nicht gemacht.
Die eigene "mentale Gesundheit"zu thematisieren, macht auch angreifbar, denn Sie arbeiten in einer Branche, in der das "Funktionieren" viel zählt. Haben Sie Sorge, dass Ihre Offenheit Ihnen Nachteile bringt?
Szyszkowitz: Ich bin eigentlich erschrocken, dass in unserer Gesellschaft seelische Krisen so tabuisiert sind, denn es gibt Millionen Menschen, die irgendwann einmal straucheln. Ich denke, es ist wohltuend, wenn es jemand offen ausspricht und fast alle, denen ich davon erzählt habe, sagten: Ja, das kenne ich auch.
Heute, im Herbst 2023, geht es Ihnen wieder gut, Sie haben Therapie gemacht, Ihnen Ruhe gegönnt und Sie drehen jetzt wieder. Was haben Sie aus dieser Zeit über sich gelernt?
Szyszkowitz: Ich habe gelernt, dass ein Teil von mir nicht strahlend und selbstbewusst ist. Das hat mich, rückblickend, auch bereichert.
Wer sie live erleben möchte, sie präsentiert ihr erstes Buch "Von der Rolle" (Molden Verlag) am 17. September in Wien und am
19. September bei Moser in Graz.