Diese delikt-Folge erschien auch in der Serie Tatort Steiermark.
1974. Erich und Inge Sch. sind frisch vermählt und beziehen eine Unterkunft am Packer Stausee, um dort ein paar romantische Tage zu verbringen. Doch am 7. September kommt Erich mit dem Leihwagen auf der Fahrt Richtung Modriach von der Straße ab und durchstößt einen Zaun, das Auto landet im See.
Erich überlebt, doch Inge – sie ist zweifache Mutter – ertrinkt. Auf den ersten Blick sieht alles nach einem Verkehrsunfall aus. Doch bei der Einvernahme des Unfalllenkers zeigen sich Ungereimtheiten.
Widersprüchliche Aussagen
Trotz der Widersprüche in den Aussagen Erichs zum Unfallhergang, denkt zunächst niemand an ein Verbrechen. Die Leiche wird zur Beerdigung freigegeben. Doch dann erhielt die Kleine Zeitung einen anonymen Brief mit dem Hinweis, dass Inge Sch. vorsätzlich getötet worden sei. Das Gericht ordnete eine Exhumierung und Obduktion an. Dabei konnte der Gerichtsmediziner jedoch keine Verletzungen durch äußere Gewalt feststellen. Die Grazerin war ertrunken. Trotzdem begann die Mordgruppe der Gendarmerie-Kriminalabteilung zu ermitteln.
Erich hatte 1968 seine erste Frau geheiratet und bekam ein Kind mit ihr. Doch ein Jahr später ging er eine Beziehung mit einer anderen Frau ein – Inge, die nichts von der Ehe ihres Liebhabers wusste. Dennoch verlobten sich die beiden und Inge wurde schwanger. Erst im fünften Monat ihrer Schwangerschaft gestand er ihr die Dreiecksbeziehung. Nun erzählte er ihr auch von seinem ehelichen Kind. Ein außereheliches Kind könne er sich nicht leisten. Er schlug der Geliebten vor, das Baby zu verschenken. Sie lehnte seinen Vorschlag ab, worauf es zwar zu Differenzen, aber nicht zur Trennung kam.
Unfallstelle zuvor 16-mal passiert
Erich lebte weiterhin mit zwei Frauen, beide brachten noch ein Kind zur Welt. Schließlich erfuhr auch die Ehefrau vom Doppelleben ihres Mannes. Im Juni 1974 kam es zur Scheidung. Drei Monate später, am 6. September 1974, heiratete Erich seine Geliebte. Wenig später fuhren die beiden mit einem Leihwagen zum Packer Stausee, wo es schließlich zum tödlichen Vorfall kam, zu dem Erich die widersprüchlichen Aussagen machte. Zudem wurde bekannt, dass er zuvor 16-mal an der späteren Unfallstelle vorbeigefahren ist, einmal davon am Tag vor der Hochzeit – mit seiner Ex-Frau und den Kindern. Der 28-Jährige hatte also genaue Ortskenntnisse.
Erich Sch. stand unter großem finanziellen Druck. Er war im Zahlungsrückstand mit seinen Alimenten und hatte darüber hinaus weitere Schulden. Mit seinem überschaubaren Gehalt als Landesangestellter konnte er diese nicht bedienen.
Die Ermittlungen ergaben, dass Erich eine mit 200.000 Schilling gedeckte Insassenversicherung auf seine Frau abgeschlossen hatte. Besonders verdächtig: Die Versicherung galt nur bis zum 7. September, obwohl der Wagen bis zum 8. gemietet war.
Ermittlungen eingestellt
Mehrere Anrufe seiner Ex-Frau bei der Quartiergeberin in Modriach erhärteten den Verdacht, dass auch sie in die Tat eingeweiht war, hielten die Kriminalisten damals fest. Erich Sch. wurde am 12. Oktober 1974 um 16 Uhr ins Gefangenenhaus des Grazer Straflandesgerichtes eingeliefert. Um 19 Uhr war er tot. Er hatte sich in seiner Zelle erhängt.
Die Ermittlungen wurden aufgrund dieses Suizids nicht mehr weitergeführt. Auch gegen seine geschiedene Frau wurde nicht mehr weiterermittelt.