Montag, 15. November 2021 in Villach. Am helllichten Tag – kurz vor 15 Uhr hält ein Auto vor der Bezirkshauptmannschaft. Der Fahrer steigt aus und legt eine offenbar leblose Frau vor die Tür des Amtsgebäudes. Passanten sehen das und alarmieren sofort Rettung und Polizei. Doch für die Frau kommt jede Hilfe zu spät.
Die Öffentlichkeit wird erst am nächsten Tag von dem Vorfall erfahren. Zu diesem Zeitpunkt gibt es bereits einen verhafteten Verdächtigen und das Ergebnis einer Obduktion. Diese hatte massive Verletzungen am Leichnam des Opfers festgestellt. Neben vielen Hämatomen waren das starke innere Blutungen - verursacht von zahllosen Schlägen, die mit großer Wucht ausgeübt worden waren. Magdalena (alle Namen von der Redaktion geändert, Anm.) war erst 29 Jahre alt, als sie starb.
Täter fuhr weg und versteckte Tatwaffe
Nachdem der Fahrer des Wagens den Körper der jungen Frau vor dem Amt abgelegt hat, fährt er eine Straße weiter, um ein Vierkantholz in einem Gebüsch zu verstecken. Anschließend kehrt er um und lässt sich von der dort inzwischen eingetroffenen Polizei widerstandslos festnehmen. Andreas (29) gilt von Anfang an als tatverdächtig. Er und Magdalena waren an der gleichen Adresse gemeldet.
Der Verdächtige gibt bei der Befragung zu, Magdalena geschlagen zu haben, aber er bestreitet eine Tötungsabsicht, genauso wie, dass er das massive Vierkantholz, dass er zuvor versteckt hatte, dabei verwendet zu haben. Doch seine Schilderungen decken sich nicht mit den Erkenntnissen der Gerichtsmedizinerin, die beweisen konnte, dass Magdalenas Verletzungen von drei Tatwaffen stammten. An allen wurden Spuren von Andreas gefunden.
Magdalena finanzierte das Leben ihres späteren Mörders
Magdalena und Andreas stammen aus Rumänien, dort lernten sie sich auch fünf Jahre zuvor kennen. Rumänische Medien hatten berichtet, dass Andreas als „Loverboy“ tätig war – eine Form der Zuhälterei. Dabei macht ein Mann eine Frau emotional abhängig und entfremden sie aus dem Kreis ihrer Freunde und Verwandten, um sie später in die Prostitution zu drängen. Auch Magdalena arbeitete als Sexarbeiterin. Mit dem Einkommen von etwa 3000 Euro finanzierte sie das Leben von Andreas. Er selbst verdiente fast nichts.
Die Beziehung der beiden ist von Gewalt geprägt, Andreas wird immer häufiger aggressiv, aus Eifersucht oder weil er sich gedemütigt fühlt. Die körperlichen Misshandlungen nehmen zu, es kommt sogar zu Polizeieinsätzen, doch Magdalena deckte ihren späteren Mörder.
Prozess offenbart Martyrium
Was am Tag der Tat geschieht, ist nichts für schwache Nerven. Im Prozess tritt das unfassbare Martyrium zutage, dass Magdalena durchleidet, bevor sie stirbt. Viele Fragen können beantwortet werden, etwa warum Andreas den leblosen Körper von Magdalena ausgerechnet zur BH bringt. Kameraaufnahmen von der Dashcam des Täters zeigen ihn, wie er sich viel Zeit dabei lässt. Doch eine Frage bleibt unbeantwortet: Warum schlug er so heftig auf sein Opfer ein? Warum hörte er nicht auf, als Magdalena schon schwer verletzt war? Andreas wird wegen Mordes zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt.
Kleine Zeitung-Kärnten-Redakteurin Claudia Beer-Odebrecht berichtet im delikt-Gespräch mit David Knes über diesen Fall.