2. Juli 1995, eine Gruppe von Pilgern ist unterwegs zur Wallfahrtskirche Osterwitz im Bezirk Deutschlandsberg. Unter ihnen sind zwei Förster, die eine Blutspur bemerken. Sie denken erst, es wäre eine Schweißspur (Blutspur des Wildes, Anm.), am Rückweg halten sie Nachschau, im Betleitengraben dann die schreckliche Entdeckung. Zwischen einer Fichte und einem Baumstamm liegt eine männliche Leiche, die eindeutige Schussspuren aufweist. Der Tote heißt Werner Happer (30). Er war eine aufsteigende Größe in der Grazer Unterwelt. Genau das könnte ihm zum Verhängnis geworden sein. Einer der Ermittler spricht später von einer regelrechten Hinrichtung. 

Spuren am Tatort werden später nahelegen, dass Happer unter einem Vorwand in die abgeschiedene Gegend gelockt und dort heimtückisch ermordet worden war. 

Telefondaten führten zu Verdächtigen

Die Auswertung von Telefondaten führt die Ermittler schließlich zu zwei Verdächtigen: Heinz P. (28) und Herbert L. (39). P. hatte mit Happer kurz vor dessen Tod 17-mal telefoniert. Außerdem hatte er eine Maschinenpistole vom Typ Skorpion 7,65 besessen; die am Tatort später sichergestellten Patronenhülsen passen zu exakt diesem Modell. Sein umfangreiches Vorstrafenregister warf ebenfalls kein gutes Licht auf P.: Von schwerem Raub bis Körperverletzung ließ er kaum etwas aus. Und: P. kannte die Gegend rund um den Tatort wie seine Westentasche – als Kind hatte er dort im Wochenendhaus seiner Zieheltern viel Zeit verbracht. 

Die Rolle des "Professors"

Kurz nach einem fünfjährigen Gefängnisaufenthalt begann P. für eine wichtige Figur in der Grazer Unterwelt mit dem Spitznamen "Professor" zu arbeiten. Herbert L. soll ebenfalls Kontakt zu dem Professor gehabt haben, bei ihm wurde nach der Tat Kokain aus der Lieferung gefunden, die Happer aus Ungarn geholt hatte.

Wie hängt das alles zusammen? Zwei Jahre vor der Tat soll es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Happer und dem Professor bzw. dessen Umfeld gekommen sein. Ein Ermittler von damals vermutet, dass Happer dem Professor als Konkurrent in der Szene zu groß geworden sein könnte. Er soll von Männern des Professors verprügelt worden sein und aus Rache dem Professor ins Knie geschossen haben. Gegenüber den Kriminalbeamten verweigerte der Verletzte die Aussage: Er regle die Angelegenheit selber, betonte er.

Der Freispruch

Dem Professor kann aber keine Verbindung zum Mord an Happer nachgewiesen werden. Für Heinz P. und Herbert L. sieht es weniger gut aus. Sie werden angeklagt. Doch vor Gericht kommt es zu skurrilen Szenen und fragwürdigen Aussagen, die letztendlich zu Freisprüchen führen. Im Nachhinein sollte sich herausstellen, dass auf Zeugen und Ermittler massiver Druck ausgeübt worden war. Juristisch gilt der Mordfall Happer also als nicht aufgeklärt.