Mitten im Wald oberhalb von St. Vinzenz auf der Soboth, schwer auffindbar, umgeben von hohen Fichten, ragt ein handgeschmiedetes Kreuz aus dem Boden. An Annemarie E. erinnert es, geboren am 30. April 1949, gestorben am 19. Oktober 1964. „Du starbst uns viel zu früh und wirst so schwer vermisst. Du warst so lieb und gut, dass man dich nie vergisst“, ist dort zu lesen.
55 Jahre nach ihrem Tod hat man Annemarie nicht vergessen – und wohl auch nicht ihr Schicksal. Denn das damals noch halbe Kind wurde Opfer eines grausamen Verbrechens. War es ein Jagdunfall gewesen, zu dem sich kein Jäger bekennen wollte? War das Mädchen Opfer eines Wilderers geworden?
Zwei Männer wurden verhaftet und wieder freigelassen. Zahlreiche Menschen aus dem Umfeld des Mädchens wurden befragt, unter ihnen der 28-jährige Siegfried K. Annemarie hatte dem körperlich beeinträchtigten Mann öfter geholfen, gemeinsam hatten sie Pilze gesucht. Belastet von einem Zeugen, legte der Mann schließlich ein Geständnis ab.
Bei der Tatrekonstruktion hat Siegfried K. den anwesenden Journalisten sogar Autogramme angeboten, wie in der Kleinen Zeitung von damals nachzulesen ist. Dem Gericht in Klagenfurt hingegen konnte er sich nicht mehr stellen. K. erhängte sich vor dem Prozess in seiner Zelle.
"Lost Place" St. Vinzenz
In dieser delikt-Folge spricht Georg Lux mit Gastgeber David Knes darüber, wie er durch Zufall auf diesen Fall gestoßen ist, was damals passiert ist und über die außergewöhnliche Geschichte, wie der Ort St. Vinzenz zu einem "Lost Place" wurde. Außerdem wird die Rolle der Medien in der Kriminalberichterstattung, welche Probleme diese damals mitbrachte und wie das heute ist, gesprochen.