Die Nachricht war diesen Sommer das Gesprächsthema: „Priester kocht Crystal Meth im Pfarrhof“. Aber wie kam es überhaupt dazu und wie ging die Geschichte weiter? Die Hintergründe haben wir uns in dieser delikt-Folge angeschaut.

Alles beginnt mit einer Hausdurchsuchung am 25. Juli dieses Jahres. Dazu kommt es, nachdem ein Zeuge – wahrscheinlich jemand aus der Pfarrei – verdächtige Utensilien bemerkt und der Polizei gemeldet hatte. Tatsächlich finden die Ermittler ein Drogenlabor vor. Roman W. (Name von der Redaktion geändert, es gilt die Unschuldsvermutung) kommt in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Er habe etwa ein Kilogramm Crystal Meth im Verkaufswert von 35.000 Euro herstellen und verkaufen wollen. W. gesteht das Vorhaben, die Droge herzustellen, allerdings habe er sie nur für den Eigengebrauch herstellen wollen.

Hoffen auf Rückkehr

In Gmünd im Waldviertel zeigen sich die Leute schockiert ob der Vorkommnisse. Fast alle scheinen „ihren“ Pfarrer zu mögen. Der 38-jährige Roman spricht sehr gutes Deutsch, obwohl er erst vor ein paar Jahren aufgrund des Priestermangels hierzulande aus Polen „ausgeborgt“ wurde. Viele beten für ihn und hoffen, dass er wieder zurückkommt, wenn all das vorbei ist – schließlich könne jeder in sowas hineinrutschen.

Die dunkle Seite

Doch der moderne, junge Pfarrer, der immer wieder freundlich aus dem Bezirksblatt lächelt, hat auch eine andere Seite – eine dunklere. Auf Social-Media-Profilen ist er in dystopisch wirkenden Szenen in dunklen Kapuzenpullis zu sehen. Ein Kollege beschreibt ihn als „kapriziös“, also impulsiv und unberechenbar. Manchmal habe er sogar auf Begräbnisse vergessen, sei erst viel zu spät erschienen, nachdem der Bestatter schon angerufen hatte.

Crystal Meth als „Ausweg aus Depressionen“

Roman leidet an Depressionen und auch die Herausforderungen des Priesteramts setzen ihm zu. Schon im Mai dieses Jahres gibt die Diözese St. Pölten bekannt, dass sich Roman W. der „gesundheitlichen Rehabilitation“ widme. Er selbst sagt später, seit zwei Jahren drogensüchtig zu sein, laut seiner Anwältin, Astrid Wagner, „weil er einen Ausweg aus seinen Depressionen gesucht hat und alles Mögliche ausprobiert hat. Und am Schluss ist er in der Drogenszene gelandet.“

Nicht gegen die Zehn Gebote verstoßen

In seinem Geständnis hat Roman übrigens festgehalten: Mit seinen Machenschaften habe er nicht gegen die Zehn Gebote verstoßen. Wie er sich das chemische Wissen zur Herstellung von Crystal Meth angeeignet hat, wer seine Komplizen waren, gegen wen noch ermittelt wird, welche kirchlichen und weltlichen Konsequenzen dem Geistlichen drohen und von vielen weiteren spannenden Hintergründen erzählt Anna Stockhammer im Gespräch mit delikt-Host David Knes.