Der fünfjährige Alexander (Name von der Redaktion geändert) fährt wie so oft mit seinem Tretroller, neben ihm spaziert seine Mama (43), es ist eine ruhige Wohnstraße in Villach. An einem ruhigen Tag. Doch plötzlich rast ein Auto mit enormer Geschwindigkeit auf die beiden zu, erfasst sie frontal. Zwei Leben werden an diesem Jännertag ausgelöscht.

Zunächst sieht es nach einem tragischen Unfall aus. Doch schon bald legen weitere Erhebungen nahe, dass die Lenkerin des Fahrzeugs absichtlich gehandelt hatte. Nun ist nicht mehr die Rede von einem Unfall, sondern von einem Doppelmord. Nach und nach kommen die Hintergründe eines unfassbaren Verbrechens ans Licht. Die Täterin hatte ihren Opfern im Auto aufgelauert, „raste dann gezielt auf den Buben und seine Mutter zu und mähte sie gnadenlos nieder“, wie es in der Anklage später stehen wird.

Was verbindet die Täterin mit ihren Opfern?

Die Täterin, eine 38-jährige Rumänin, war einmal mit Alexanders Vater verheiratet. Obwohl dieser schon länger nicht mehr mit Alexanders Mutter zusammen war, kamen die beiden immer noch gut miteinander aus – zu gut, aus der Sicht der späteren Mörderin. Alexanders Mutter war der Frau seit jeher ein Dorn im Auge. Auch das Geld war ein Thema, da Alexanders Vater regelmäßig Kindesunterhalt überwies.

Vor Gericht zeigt sich das Bild einer völlig toxischen Beziehung und einer extrem eifersüchtigen Frau, die aber auch charmant sein konnte. Alexanders Vater beschrieb sie vor Gericht so: „Sie war nett, schön, intelligent und im nächsten Augenblick aggressiv und gewalttätig.“ Sie kontrollierte sein Handy, weil sie ihm Kontakt zu anderen Frauen unterstellte und neigte zu extremen Wutausbrüchen.

Der Hass wurde größer und größer

Trotz heftiger Auseinandersetzungen beschlossen die beiden zu heiraten, doch in den Flitterwochen krachte es so heftig, dass die Beziehung endgültig in die Brüche ging. Alexanders Vater fuhr alleine nach Villach zurück. Nachdem die Beziehung gescheitert war, wuchs der Hass der Frau auf das Kind ihres Ex-Mannes und dessen Mutter. So sehr, dass sie dem Kind sogar den Tod wünschte. „Hass und Eifersucht haben diese Frau nahezu zerfressen“, heißt es in der Anklage. Das Kind und seine Mutter waren  – aus ihrer Sicht – schuld daran, dass ihre Beziehung gescheitert ist.

Kein Schuldbewusstsein

Laut dem psychiatrischen Gutachten hat die Frau keinerlei Schuldbewusstsein und keine Empathiefähigkeit gegenüber ihren Opfern, insbesondere gegenüber dem Kind. Beim Verhalten der Mordverdächtigen finde eine „Täter-Opfer-Umkehr“ statt. Bei der Tat ging es ihr darum, „ihren Ex-Mann maximal zu bestrafen, indem sie ihm alles nimmt, was er liebt, inklusive sich selbst.“

Manuela Kalser spricht mit delikt-Host David Knes über die Hintergründe des Verbrechens, das psychiatrische Gutachten, die Frage der Zurechnungsfähigkeit und den Prozess.