„Die Jungs haben dem ganzen Land gezeigt, dass sie es wollen“
Nicht nur uns, auch Peter Pacult konnte die ÖFB-Elf im zweiten Gruppenspiel gegen Polen begeistern. „Ich bin zu Hause auf der Couch viel entspannter als am Spielfeldrand“. Natürlich möchte man als Fußballfan gerne Mäuschen sein im pacultschen Wohnzimmer, wenn Österreich ein wichtiges Tor wie das von Gernot Trauner am vergangenen Freitag erzielt. „Natürlich auch, weil man mit neutraleren Augen auf die Sache schaut“, gibt der Veteran auf der Klagenfurter Trainerbank zu.
Als Christoph Baumgartner sich nach dem Treffer zum 2:1 auf den Weg zur Trainerbank machte, galt sein Jubel nur einem: Trainer Ralf Rangnick. Der Deutsche, der das Nationalteam in den vergangenen zwei Jahren auf ein neues Level hob, so Baumgartner nach dem Spiel, redete ihm in der Halbzeit besonders gut zu. Peter Pacult kennt das auch: „Manche brauchen Streicheleinheiten, andere kann man auch direkter ansprechen“, verrät er.
Auch Ralf Rangnick kennt er. Nicht erst seit gestern. „Ich kenne Ralf schon seit Mitte der 90er, als er noch Trainer in Ulm war.“ Dieselbe Zeit war es, nur zwei Jahre später, als er als Botschafter des modernen Fußballs ebendiesen im Sportstudio erklärte. Fußballdeutschland hörte gespannt zu und lernte, dass es auch ohne Libero geht. „Ganz so ist es nicht!“, merkt Pacult amüsiert an. „Ernst Happel hat uns Mitte der 80er bereits eingepfercht, dass er den Ball nach Ballverlust schnell wieder zurückgewinnen möchte, heute nennt man das halt Pressing.“
„Einen Trainer zu ersetzen ist legitim im Fußball, mich hat nur die Art und Weise gestört“.
„Gute Frage, das will ich gleich korrigieren, erklärt Pacult energisch, wenn nachgefragt wird, ob sich seine skeptische Meinung gegenüber Rangnick in den letzten beiden Jahren geändert hat. „Ich hatte nie Probleme mit ihm. Wenn ein Trainer ersetzt wird, gehört das zum Fußball und ist völlig legitim. Ich habe von meiner Entlassung als Leipzig Trainer aber nicht vom neuen Sportdirektor Rangnick direkt, sondern von Dietrich Mateschitz am Telefon erfahren und das hat mich gestört.“
„Wir verlieren nicht nur Wimmer und Karweina, es wird ein schwieriger Saisonstart“
Etwa 800 KM südlich von Leipzig, am Wörthersee steht Pacult nach der guten vergangenen Saison vor einer Herausforderung. Sinan Karweina geht nach Luzern, Nicolas Wimmer wechselt zum Ligakonkurrenten nach Wolfsberg. Neben den beiden Leistungsträgern verlassen auch Irving, Beschuschkow und vor allem Menzel gemeinsam mit 8 weiteren Spielern den Verein mit Ende Juni. „Das muss man erst einmal verkraften, es wird nicht leicht“, merkt Trainer Pacult an, wenn es um den Kader für die kommende Bundesligasaison geht. „Das Erste, was ich meiner Mannschaft beim Trainingsbeginn am Montag sage? Guten Morgen, meine Herren“.
Das ganze Interview mit dem gut gelaunter Cheftrainer der Violetten aus Klagenfurt ist in der neuen Folge „abgestaubt!“, dem Fußballpodcast der Kleinen Zeitung zu hören. Überall, wo es Podcasts gibt.