So hört sich eine toxische Beziehung an. Im aktuellen Spiegel-Podcast „NDA - die Akte Kasia Lenhardt“ wird in sechs Episoden penibel, aber vor allem verstörend aufgeschlüsselt, was passiert, wenn sich zwei Menschen eigentlich nicht guttun. Es geht um das Model Kasia Lenhardt, die sich mit 25 Jahren das Leben nimmt, und abseits der Frage, warum das passiert ist, fokussiert der Podcast in erster Linie auf die Frage, ob es in der Beziehung zwischen ihr und dem Ex-Bayern Fußball-Star Jèrome Boateng Fälle von häuslicher Gewalt gegeben hat. Die Reporterin Nora Gantenbrink geht gemeinsam mit der Investigativjournalistin Maike Backhaus dieser Frage nach und sie haben eine saubere journalistische Arbeit vorgelegt. In ihren Recherchen sind sie auf dutzende Stunden an Sprachnachrichten gestoßen, die mit Erlaubnis von Lenhardts Familie auch verwendet werden dürfen und diese zeigen (obwohl sich Jèrome Boateng zu keinem der Vorwürfe äußert oder auf die Fragen der Journalistinnen reagiert hat) kein durchgängiges Bild des Models, die mit 16 Jahren durch „Germanys next Topmodel“ öffentlich bekannt wurde. Und diese Ambivalenz macht auch die Qualität dieses Podcasts aus, es geht nicht um das „perfekte“ Opfer, es geht nicht um eine in sich schlüssige Geschichte, weil es die in solchen Beziehungen nicht geben kann, aber worum es schon geht, ist ein NDA, den Kasia Lenhardt auf Betreiben von Boateng unterschreibt. Ein NDA, das ist ein „non disclosure agreement“, also ein Geheimhaltungsvertrag und der spielt eine große Rolle in den letzten Monaten vor ihrem Tod. Er führte dazu, dass Boateng öffentlich alles über Kasia Lenhardt und ihre Beziehung sagen kann, was er will und Kasia sich nicht traut, etwas zu erwidern. Und weil in diesem Fall auch die Boulevardmedien, allen voran die „Bild“-Zeitung eine so prägende Rolle spielten, wurde nach Lenhardt Tod auch die Bedeutung der Berichterstattung und das Thema Cybermobbing größer öffentlich diskutiert.
Hier kann man jetzt alle Episoden auch gratis beim „Spiegel“ anhören - zuerst liefen diese hinter der Bezahlschranke.
Aktuelle Brisanz bekommt der Fall auch deshalb gerade jetzt, weil Jerome Boateng im Juni (und damit genau zeitgleich zur Europameisterschaft) in München vor Gericht steht. Dabei geht es um Körperverletzung, die Boateng vorgeworfen wird. Das mutmaßliche Opfer. Seine Ex-Freundin und Mutter seiner Zwillinge.