Wenigstens ist das Minus des heimischen Automobilhandels demokratisch fair verteilt. Insofern, als dass es sämtliche Antriebsarten - also Benzin, Diesel, Hybrid, Elektro – gleichermaßen betrifft. 515.628 gebrauchte Pkw wurden von Jänner bis August 2022 österreichweit verkauft – um fast 90.000 weniger als im vergleichszeitraum des Vorjahres.
Einen Hauptgrund für diese Entwicklung ortet man in der Branche bei den langen Neuwagen-Lieferzeiten. Betrug diese zu „Normalzeiten“ im Schnitt zwei bis drei Monate, so heißt es nun – je nach Modell – drei bis 18 Monate warten. Und das wiederum hat eben auch Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt.
Und diese Auswirkungen gestalten sich durchaus sichtbar: „Wir haben im Vergleich zu 2019 rund ein Drittel der Fahrzeuge, hätten aber gerne mehr und würden auch mehr brauchen“, berichtet Regina Neuper von BMW Neuper in Judenburg. Auch in den Schauräumen von Skoda Marichhofer in Kapfenberg ist laut Angaben des Firmenchefs Thomas Marichhofer „wenig los“.
Kfz-Handel kauft Gebrauchte zu
Dem massiven Rückgang an gebrauchten Fahrzeugen versuchen die heimischen Kfz-Händler mit aktiven Ankäufen entgegenzuwirken: „Wir haben nach einer strategischen Entscheidung 2019 entschieden, eine eigene Gebrauchtwagenabteilung aufzubauen, die für unsere Gruppe auf internationaler Ebene Gebrauchtwagenzukäufe tätigt“, erklärt Gerald Auer vom Autohaus Vogl & Co. „Dadurch konnten wir mit dieser speziellen Situation besser umgehen und waren in den letzten Monaten und Jahren dem entsprechend gut versorgt mit Gebrauchtwägen. Unser Rückgang an Bestand lag nur bei knapp minus 5 Prozent gegenüber den Vorjahren.“ Auch Bernhard Käfer vom Autohaus Käfer in Hartberg & Fürstenfeld bestätigt, „dass es ohne aktiven Zukauf derzeit schwierig wäre, gute Gebrauchtwägen zu einem vernünftigen Preis zu bekommen.“
Kunden werden aktiv kontaktiert
Auch auf potenzielle Kunden geht die Branche nun noch aktiver zu. „Wir wissen teilweise ja, welche Fahrzeuge unsere Kunden suchen“, meint Bundesgremialobmann Klaus Edelsbrunner. „Und die rufen wir vorab an, wenn ein Auto reinkommt. Momentan verkaufen wir die Autos also teilweise sogar, bevor sie ins Geschäft kommen.“ Daher empfiehlt Edelsbrunner rechtzeitig zum Autohändler seines Vertrauens zu gehen, wenn eine Neuanschaffung absehbar ist. Nämlich auch um etwaige Mobilitätsüberbrückungen, Leasingverlängerungen oder Kurzzeitmieten zu vereinbaren, wenn das gewünschte Fahrzeug beispielsweise gerade nicht verfügbar ist. Marichhofer: „Der Kunde profitiert zur Zeit bei Fahrzeugeintäuschen. Bei Leasingfahrzeugen ist der Restwert gerade sehr gering angesetzt, da wir die Verträge teilweise vor fünf Jahren abgeschlossen haben.“
Ihr „alter“ ist jetzt auch mehr wert!
Ein Vorteil für den Kunden: durch die aktuelle Gebrauchtwagenknappheit ist auch Ihr Gebrauchtfahrzeug im Eintausch mehr wert als bisher.