Ein Land wird angegriffen. Es soll gewaltsam einverleibt werden und von der Landkarte verschwinden. Nie waren Aktiv und Passiv, Täterschaft und Opferrolle klarer und eindeutiger. Es gibt nur ein Land, das „Krieg führt“. Es gibt keine Parität und keine neutrale Mitte. Außer, man misst im amoralischen Raum.
Das andere Land, das in der Leidensform, wehrt den Krieg mit letzten Willenskräften ab, um zu verhindern, dass die Nation und ihre Identität ausgelöscht werden, um in der Unfreiheit neu zu erstehen. In den eroberten Gebieten führen die Invasoren vor, wie das geht. Der „Friede“, für den in den Augen der FPÖ „Platz geschaffen“ werden soll, wie es auf den gefalteten Pappkartons hieß: Er ist zu besichtigen. Hilfreich für den Augenschein sind Ganzkörper-Overalls von Forensikern.
Ohne Hilfe des freien Westens hätte das Land aufgehört zu sein. Dann würden die Freiheit und der „Friede“, den die FPÖ meinen, längst „herrschen“. Hat es einen Sinn, all jene, die gestern im Parlament aus Protest gegen die Dankesrede des Präsidenten des geschundenen Landes das Auditorium verließen, an das Wort von Erich Fried zu erinnern, wonach ein Friede nie „herrscht“?
Die heimischen Vertragspartner des Moskauer Landräubers und seiner Partei „Einiges Russland“ verließen nacheinander den Saal und trotteten in Einserreihe und blinder Gefolgschaft hinaus wie die Gänse vom Lorenz. Es war ein Bild zur Schau gestellter Niedertracht und Verächtlichkeit, wie man es in keinem europäischen Land davor zu Gesicht bekommen hat. Immerwährende Trivialität nennt Ernst Sittinger das Verhalten im Leitartikel.
Und die SPÖ, deren Reihen und Plätze halbleer blieben, einschließlich jenem der verkühlten Vorsitzenden? Was verbarg sich hinter dem nicht minder beschämenden Fernbleiben? Führungslosigkeit? Innerer Zerfall, der sich äußerlich spiegelt? Rudimente antiamerikanischer Ressentiments aus den Siebzigern? Selbstvergessenheit?
„Unser Feind ist die FPÖ“, sagte vor Tagen die Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei.
Gestern waren sie Geschwister im Geiste, fand und empfand