Heimatliebe ist eine wunderbare Sache. Den ambivalenten Begriff „Nationalstolz“ indes genieße ich mit Vorsicht. Worauf genau sollen wir stolz sein? Darauf, dass wir zufällig zur besten Zeit am besten Ort leben? Vaterland, Geburtsland: Meine Eltern wurden noch im Krieg geboren. Ich in der Wohlstands-Zivilisation. Das empfinde ich auch nach fast sechs Jahrzehnten noch als schicksalhafte Gnade, die mich demütig und dankbar macht. Es empfiehlt sich, die Begriffe Nationaldemut und Nationaldankbarkeit zu schöpfen. Vielleicht ein linguistischer Beitrag zum Weltfrieden.
Andererseits dürfen wir schon stolz sein auf unser Österreich. Das Ererbte verwalten wir leidlich gut. Als Gesellschaft gleichen wir unsere Interessen einigermaßen vernünftig aus. Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenrechte sind Garantien, denen sich die praktische Politik verpflichtet fühlt. Wir sind gastfreundlich: Die Früchte unserer Arbeit teilen wir mit Verfolgten (und vor allem mit nicht Verfolgten) aus allen Himmelsrichtungen. Durch uns erhalten sie die Chance, neu anzufangen und auch von jener süßen Freiheit zu kosten, derer wir uns erfreuen. Und nicht zuletzt zahlen wir kräftig in die EU ein – zugunsten ärmerer Staaten.
Seien wir also beides: demütig und stolz. Dazu tatkräftig und zuversichtlich. Letztlich erwächst uns aus unserem Lebensglück die Verantwortung, Gutes zu tun, die unerhörte Gunst der Umstände zu wahren und zu verteidigen. Da sind wir im Verzug, denn es kracht bekanntlich im Gebälk: Demografie, Gesundheit, Pflege, Umwelt, Bürokratie, Föderalismus und so weiter. Nur, wenn wir die Weichen klug stellen, haben wir unsere Mission erfüllt. Das dürfen wir uns am Nationalfeiertag vornehmen. Und natürlich dürfen wir uns feiern.
Strahlende Bergfreude wünscht