Seltsam ist es mitunter, welche nicht unbedingt bedeutsamen Sätze den Anfang einer jahrzehntelangen Karriere bilden können. Diesfalls lautete der Satz so: „Euer Gnaden, der Maler ist da“. Getätigt wurde er von einem damals knappe 20 Jahre alten Bühnen-Eleven, den man landauf, landab längst als den „Seppl“ ins Herz und in die Lachmuskeln geschlossen hatte.
Sein Name: Sepp Trummer. Seine Profession: Unterhaltungskünstler mit Haltung. Sei es als Kabarettist, als Schauspieler, als Conférencier, als Fernseh- und Radiopionier – überall, wo es in diesem Land etwas zu lachen gab, hatte Trummer seinen Mund und Witz im Spiel.
Gewiss, er war nicht unbedingt so groß von Wuchs wie Otto Wanz, mit dem er zeitweilig auch ein ungleiches Paar bildete. Aber Trummer hatte erreicht, was nur großen Ironikern gelingt: Es war eine Ehre, von ihm auf den Arm genommen zu werden. Weil er die feinen Hebelwirkungen des Kabaretts kannte, jahrzehntelang unterstützt von seinem Alter Ego Gerda Klimek (1923 – 2015).
Noch in der Fernsehsteinzeit schrieb Trummer TV-Geschichte –„Mit versteckter Kamera“. Er blödelte mit Fritz Muliar und Maxi Böhm, er schrieb mit dem Kabarett „Igel“ das erste Kapitel der steirischen Brettlgeschichte der Nachkriegsjahre und fügte diesen, etwa als Mitglied der „Gal(l)eristen“, etliche weitere hinzu. Ein Hofrat der Heiterkeit, der auch die Leser der Kleinen Zeitung über Jahre hinweg stets bei Laune hielt und zum Mitgründer des Grazer Faschingsumzuges wurde.
Das eingangs erwähnteZitat stammt übrigens aus Nestroys „Lumpazivagabundus“; mit Nestroy teilte Trummer nicht nur den Geburtstag, sondern auch die Fähigkeit, den Wichtigmachern auf das Maul zu schauen und daraus für jene vielen Leute, die er für wichtig hielt, Pointen über Pointen zu drechseln.
Sepp Trummer, das war auch die personifizierte Humor- und Anekdotenfabrik, unermüdlich im Erfindungsgeist, so spontan und schlagfertig, dass er mitunter fast selbst überrascht wirkte. „I bin a Lachwurzn“, lautete seine schlichte Eigencharakteristik. Rein botanisch gesehen, handelte es sich bei der Radix trummera gaudimaxima um ein rares und kostbares Gewächs, das als Arzneimittel gegen Alltagstrübsinn seine Wirkung nie verfehlte.
„Der Seppl wird länger auf der Bühne stehen als der Jopie Heesters“, sagten Freunde oft. Den 108er hat er nicht geschafft, gestern ist Sepp Trummer verstorben. Aber 98 Jahre waren auch ein Geschenk. Für ihn. Und für uns.
Werner Krause