Anton Paar wurde vor über hundert Jahren gegründet. Wie sehr kann Tradition Innovation bremsen, wie sehr besteht Gefahr, dass man mutlos wird, weil man Angst vor der eigenen Geschichte hat?
FRIEDRICH SANTNER: Man könnte annehmen, dass je stärker die Tradition ist, man umso mehr Kraft braucht, um etwas zu erneuern. Bei uns ist das aber nicht so. Tradition heißt für mich nicht, alles so zu tun, wie es immer war, sondern das Erlernte zu bewahren und stetig weiterzuentwickeln. Wir leben Tradition innovativ und Innovation traditionell. Dieses Begriffspaar charakterisiert Anton Paar damit perfekt.
Wie mutig muss man als Unternehmer sein, um in konjunkturell wackeligen Zeiten wie aktuell, 60 Millionen Euro in ein Technologiezentrum in Graz zu investieren?
FRIEDRICH SANTNER: Wirklichen Mut braucht es, sich als Unternehmer den Behördenwegen auszusetzen. Wir mussten sechs Jahre mit den Behörden verhandeln, bis wir das neue Technologiezentrum bauen durften. Bauen und Finanzieren waren keine Frage des Mutes, sondern vernünftig und wirtschaftlich kalkuliert, gut geplant und gut durchgeführt.
Aber wie kann man vernünftige Prognosen erstellen, wenn sich vieles so schnell und unvorhersehbar ändern kann?
FRIEDRICH SANTNER: Wir sind so breit aufgestellt, wir verkaufen unsere Produkte weltweit und in verschiedenen Branchen. Dass alles gleichzeitig in einer Krise ist, ist relativ unwahrscheinlich. Das Risiko ist bei uns sehr gut gestreut. Und Unabwägbarkeiten treffen die Mitbewerber auch. Also geht es nur darum, relativ stärker, relativ flexibler und relativ mutiger zu sein als die Konkurrenz. Sehr oft ist die Krise schon vorbei, bevor sie uns trifft.
Macht uns der Wohlstand mutlos?
FRIEDRICH SANTNER: Wahrscheinlich ist es so. In der Krise muss ich mutig sein, um in schwierigen Zeiten zu bestehen. In ärmeren Regionen der Welt haben Menschen noch das Bedürfnis, ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Das ist im Wohlstand weniger gegeben. Schön wäre es, wenn der Wohlstand die Neugier und den Vorwärtstrieb nicht blockieren würde.
Diese Serie soll der Schwerkraft der Krisen entgegenwirken. Sie erscheint als Medienkooperation der „Kleinen Zeitung“ und wird von den teilnehmenden Unternehmen finanziell unterstützt.