Von den ersten Popstars wie der „besten Natur-Jodlerin“ Mirzl Hofer um 1900 über die „Lärmrevolution“ der 1960er-Jahre und die internationalen Erfolge der Austropopper bis zur alternativen Szene der 90er führt die Reise. An 150 Hörstationen und mit mehr als 60 Videodokumenten kann man dem musikalischen Zeitgeist des 20. Jahrhunderts nachspüren. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 26.01.2020.
„Sich mit der Geschichte populärer Musik zu beschäftigen heißt, sich eine Zeit über ihre Sounds und Texte zu erschließen“, erklärt Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin des Museums für Geschichte. Die Ausstellung führt chronologisch durch 100 Jahre populäre Musik – im Fokus stehen ausgewählte Protagonistinnen und Protagonisten, Bands und Formationen, musikalische Genres sowie Ereignisse steirischer Popgeschichte. Verflochten wird die Musikgeschichte mit markanten historischen Ereignissen und den damaligen Lebenswelten. Zahlreiche Fotografien, Film- und Videoaufnahmen, medientechnische Geräte sowie Instrumente und gefilmte Interviews mit Schlüsselpersonen, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der steirischen Musikszene ermöglichen eine Annäherung an das Thema aus verschiedenen Perspektiven. „Die Ausstellung lädt das Publikum auch dazu ein, sich mit der eigenen Popgeschichte auseinanderzusetzen“, freut sich Kuratorin Maria Froihofer. Besucher/innen können sich mit den eigenen oder geliehenen Kopfhörern bei den zahlreichen Stationen „durch das gesamte Jahrhundert hören“.
Erste Popstars auf Schellackplatte
„Seitdem die fortschreitende Medientechnik ab Ende des 19. Jahrhunderts durch Tonwalzen und Schellackplatten Klänge dauerhaft verfügbar machte, wurde populäre Musik zum Bestandteil des Alltags – erste Popstars erlangten Berühmtheit", erzählt Kurator Karl Wratschko. Neben dem Operettensänger Alexander Girardi war zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwa auch das Jodeltalent Mirzl Hofer ein steirischer Exportschlager. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Graz zum Jazz-Zentrum Österreichs, an der Kunstuniversität wurde das europaweit erste Institut für Jazz gegründet. Während Unterhaltungsbands in ihren Anfängen erst noch „steirisch und modern“ spielten, fanden sich ab dem Ende der 1960er-Jahre in der Steiermark auch die ersten genuinen Beat- und Rockbands wie „Music Machine“, „Magic“ oder „Hide & Seek“. Einen Höhepunkt der steirischen Popgeschichte stellt sicherlich das „Mini-Woodstock“ in Poppendorf im Jahr 1971 dar. Hier traten rund 20 heimische Bands erstmals bei einem großen Open Air auf. „Wenn es einen hippiesken Moment in der steirischen Popgeschichte gibt, dann war es wohl dieser!“, erzählt Kurator David Reumüller.