Er trug einen wenig schmeichelhaften Künstlernamen, schuf bombastische Rock-Songs für die Ewigkeit und erlebte alle Höhen und Tiefen des Musikgeschäftes. Sänger und Schauspieler Meat Loaf, im bürgerlichen Namen Marvin Lee Aday, ist am Donnerstag im Alter von 74 Jahren im Beisein seiner Frau Deborah gestorben. Für viele verkörpert Meat Loaf bis heute eine unbeschwerte Zeit, in der die Rockmusik ganz dick aufgetragen wurde und voll Testosteron und Motoröl steckte. Als Ikone des dramatischen, ja theatralischen Hedonismus wird Meat Loaf weiterleben.
Sein langjähriger Agent Michael Greene hat die Todesnachricht bestätigt. "Don't ever stop rocking", so in einer Nachricht der Familie. „Wir wissen, wie viel er euch allen bedeutet hat und wir freuen uns über all die Liebe und die Unterstützung, während wir durch diese Zeit der Trauer erfahren, da wir so einen inspirierenden Künstler und wundervollen Mann verloren haben", hieß es in dem Statement der Familie weiter. Berichten zufolge hatten auch seine Töchter Pearl und Amanda die Möglichkeit, Zeit mit dem Sänger zu verbringen und sich in den letzten Stunden von ihm zu verabschieden. Eine Todesursache ist bislang nicht bekannt.
Seine erstaunliche Karriere erstreckte sich über sechs Jahrzehnte, in denen er weltweit über 100 Millionen Alben verkaufte und in über 65 Filmen mitspielte, darunter markante Rollen in "Roadie", "Fight Club", "Focus", "Rocky Horror Picture Show" und im Spaßfilm "Wayne's World". "Bat Out of Hell" bleibt eines der Top 10 verkauften Alben aller Zeiten. Auch seine Musik sah er als darstellende Kunst. In einem Interview meinte Meat Loaf einmal: "Ich bin nicht Sänger – ich bin Schauspieler. Ich muss in einem Augenblick aufleben, einen Augenblick erschaffen. Ich muss eine Seele erschaffen, ein Universum für dieses Lied – all diese Dinge muss ich erschaffen."
Geboren 1947 in Dallas, ging Loaf später nach Los Angeles, wo er bei einem Musical-Casting auf Jim Steinman traf. Diese Begegnung sollte sein Leben ändern. Steinman und Meat Loaf arbeiteten gemeinsam am Album "Bat Out of Hell", das 1976 erschien.
Seinen späteren Künstlernamen, der wenig schmeichelhaft "Hackbraten" bedeutet, bekam der früh übergewichtige Marvin Lee Aday bereits im Alter von zwei Jahren von seinem alkoholkranken und gewalttätigen Vater verpasst, zu dem er immer ein problematisches Verhältnis hatte. Eine andere Version lautet, dass er im Alter von 13 Jahren seinem Fußballtrainer auf die Zehen gestiegen sei und dieser entnervt ausgerufen habe: "Meat Loaf!". Die Alkoholsucht holte Meat Loaf später übrigens selbst ein, gefolgt von schweren Erkrankungen und diversen Operationen. Während einer Tour im Jahr 2003 brach der Musiker in der Wembley Arena zusammen. Das letzte Album von Meat Loaf erschien 2016, sämtliche Songs stammen wieder von Jim Steinman, mit dem er sich zwischenzeitlich zerstritten hatte.
Heute mag die Musik von Meat Loaf wie aus der Zeit gefallen klingen, doch Ende der 1970er-Jahre erlebte der Bombast-Rock seine Hochblüte. In den frühen Neunzigern gab es ein fulminantes Comeback: Im Zug seines Welthits "I Would Do Anything for Love" wurde "Bat out of Hell II" zu seinem ersten Nummer-1-Album. (Obwohl es bei weitem nicht die Gesamtverkaufszahlen von "Bat out of Hell" erreichte).
Begriffe wie "Rock Opera" und "Wagnerian Rock" machten die Runde - und Meat Loaf fuhr dazu das ganz große Besteck auf. Seine epischen Songs mit den langen Klammer-Titeln verursachten freilich auch viel Hohn unter Kritikern. So wurde Meat Loaf in der "Newsweek" als "postpubertärer Heldentenor" bezeichnet, besonders drastisch formulierte es die Pop-Journalistin Julie Burchill. Sie bezeichnete den Musiker als "das Endprodukt aus 200 Jahren McDonald's, das einem all die Rock-Klischees wie einen Chloroform-Wattebausch ins Gesicht drückt."
Mit seiner Rolle als Eddie in der Rocky Horror Picture Show, in der er auf seinem Motorrad aus einem Kühlschrank auf die Bühne kracht, trat Meat Loaf ins grelle Scheinwerferlicht - jetzt hat er die Bühne verlassen. Spott und Hohn sind unangebracht, nicht nur jetzt. Meat Loaf war ein großer Künstler mit einer mächtigen Stimme, der uns kunterbunte Rock-Märchen auf den Plattenteller legte. Es war einmal - und es war schön. Hot Patootie, Bless His Soul!